Donnerstag, 29. März 2012

Eine Flugreise


Ich sitze hier gerade am Flughafen, mal wieder. Noch 20 Minuten bis ich das Gate erfahre, und da ich seit gestern eine neue Laptop Batterie habe, die mir gerade unglaubliche 7h30min Restlaufzeit meldet, eroeffnet sich nun die Moeglichkeit, auch von unterwegs ein wenig am Blog zu schreiben.

Leider bin ich gerade nicht online, weiss also nicht so genau, an welcher Stelle ich im letzen Beitrag aufgehoert hatte. Aber ich glaube mich zu erinnern, dass ich gerade vom Planungsgespaech und dem Besuch beim Bauamt aus der Pampa (Oberlausitz) zurueckgekehrt bin. Dieser Besuch liegt nun schon ueber drei Monate zurueck, mein Blog hat also immer noch nicht die Gegenwart erreicht. 

Das dauert aber auch alles lange. Den Aufruf zum Gate meine ich. 20 Minuten sind rum und immer noch steht da warten. Ah jetzt.. Gate 74. Das ist ja fast um die Ecke. Geht also gleich weiter hier, nicht weglaufen.....

Gate 74 am Terminal 1 von London Heathrow um 6:20 morgens. Das fuehlt sich aber wie kurz nach 5 Uhr an, vielen Dank liebe Sommerzeit. Ich bin mal wieder auf dem Weg nach Duesseldorf, rein beruflich, dieser Trip hat also leider nichts mit dem Hausbau zu tun. Allerdings ist eine hausbezogene Reise in nicht allzu ferner Zukunft schon geplant. Ich will aber jetzt noch nicht zuviel verraten. Vielleicht schaffe ich es ja, im heutigen Beitrag alle besonderen Vorkommnisse der letzten drei Monate so zusammenzuraffen, so dass ich den Grund der geplanten Reise noch unterbringen kann. Also schnell zum Thema kommen und los... nein... noch nicht... erst muessen wir einsteigen. Reisen ist Stress. 

Jetzt also zurueck in den Dezember des letzten Jahres. Das Planungsgespraech hatten wir bereits hinter uns. Das waere dann schon der erste Bestandteil des Planungsvertrages. Derzeit waehlen fast alle zukuenftigen Huf Haus Bauherren den Weg ueber den Planungsvertrag. Hat mir Herr Hufhausverkaeufer so erzaehlt.
Warum erzaehle ich das? Nun, in einem englischsprachigen Huf Hausbau Blog habe ich einmal gelesen, dass von circa 200 ernstzunehmenden Kunden, also Kunden mit wirklich echten Kaufabsichten die eventuell sogar das Grundstueck schon haben, dass von diesen 200 Kunden am Ende nur 20 ein Huf Haus kaufen werden. Ich erinnere mich leider nicht mehr, was der Blogger Kollege zu den Gruenden, warum so viele abspringen, gesagt hatte. Vielleicht erlag die Mehrheit einem alternativen Angebot von DaVinco, KD und Co.? Oder sind es etwa Probleme bei der Finanzierung oder gar der Baugenehmigung? 

Der Blogger aus England macht aber keine Aussage zu dem Thema, wieviele der 200 Kunden wenigstens einen Planungsvertrag geschlossen haben. Und, jetzt wird es richtig interessant, wieviele dieser Kunden mit Planungsvertrag schliessen dann auch noch den Hausbauvertrag ab und lassen das Haus dann auch wirklich bauen. Ich nehme ganz stark an, dass die Prozentsaetze mit jedem dieser Fortschritte signifikant steigen. Ich bin jetzt also bereits in Level 2, meine Chancen jemals ein Huf Haus zu besitzen liegen damit  wohl bereits weit ueber 10%. Gerne wuesste ich aber noch, wie weit liegen sie noch unter der magischen 100. 

Also zurueck zum Thema Baugenehmigung. Das Gespraech auf dem Bauamt verlief ja wie bereits erwaehnt sehr erfreulich. Dort haben wir uns geeinigt, dass, wenn gewisse Grundsaetze und Oberlausitzer Stilelemente in das Design uebernommen werden, eine Baugenehmigung durchaus im Bereich des Moeglichen liegt. Eine gute Idee, dieses Gespraech persoenlich vor Ort durchzufuehren. Andere Baufirmen wuerden das komplett nur am Telefon machen. So allerdings hinterlaesst man auch gleich noch einen persoenlichen Eindruck, wer weiss wofuer es gut ist.  

Was genau sind nun diese Oberlausitzer Details, die wir unbedingt beachten und deshalb auch besser in die Planung aufnehmen sollten?

  • Das Haus sollte ein 45 Grad Dachneigung mit Satteldach haben und mit dem Dachfirst parallel zur Strasse ausgerichtet sein. Jetzt habe ich noch nie ein Huf Haus mit 45 Grad Dachneigung gesehen, aber der Herr Architekt versichert mir, dass das kein Problem sein wird. Nun wird man aufgrund eines rechten Winkels auf dem Dach ja keine Rueckschluesse auf die politische Gesinnung des Bewohners ziehen. Also lassen wir uns mal darauf ein.

  • Das Haus sollte einen rechtwinkligen Grundriss mit einem Verhaeltnis von 1:1,5 aufweisen. Also ein eher laengliches Haus. Sofort flog mein erster eher quadratischer Grundrissentwurf in den Muelleimer. Um nun zu wissen, wie lang so ein Haus wird, muss man sich in so einem Fall dann erstmal fuer eine Breite entscheiden. Huf Haus ist da recht flexibel und koennte durchaus unterschiedliche Hausbreiten anbieten. Wochenlang haben wir mit Lineal und Bleistift ueber den besten Grundriss gegruebelt, dabei ist nie ein Haus mit einer Breite unter 9m herausgekommen. Und das scheint auch ganz gut mit den Standardabmessungen eines Huf Art 3 Hauses zu passen. Neun Meter Breite sehen da einfach sehr harmonisch aus. Die Schiebetuer in der Mitte mit zwei exakt gleich grossen Fensterflaechen rechts und links davon, das stimmt vom Design. Neun Meter breit also, das mal 1,5 genommen. Schon muesste so ein Haus mindestens 13,50m lang werden. Ganz schoen grosser Kasten. Was werden das wohl fuer Quadratmeterzahlen werden, noch dazu mit Keller. Aber was soll’s, kann man wirklich zuviel Platz haben? Ich hoere schon meine Mutter reden, wer soll das alles putzen. Zum Glueck gibt es Roboterstaubsauger. Also rein in die Planung damit. 
 
  • Der typische Haustyp in der Oberlausitz ist das Umgebindehaus. Da es sich dabei ja auch im weiteren Sinne um ein Fachwerkhaus handelt, ist ein Huf Haus erstmal gar nicht so weit von diesem Design entfernt. Ein ganz besonderes Detail des Umgebindehauses sind aber diese Rundboegen des Fachwerks, ich nehme mal an, dass es vor 200 Jahren gute statische Gruende fuer diese Verstaerkungen gab. Bei einem Huf Haus braucht man das allerdings heute eher nicht. Wir werden sie aber in die Planung mit aufnehmen. Wenn sich damit das Haus gestalterisch besser in die Umgebung einfuegen sollte und eine Genehmigung dann wahrscheinlicher wird, warum nicht.
Oberlausitzer Rundbogen
  • Das Dach sollte entweder mit roten Biberschwanz Dachziegeln eingedeckt werden oder mit schwarzem Naturschiefer. Huf Haeuser mit rotem Dach sieht man eher selten. Meistens sind die Daecher in einem edlen dunklen Grau gehalten und dieses Bild eines Huf Hauses hat sich mir auch schon recht eingepraegt. Jetzt sieht schwarzer Schiefer auch recht gut aus und kommt dem Grau auch recht nahe. Was wird das aber fuer die Kosten bedeuten? Wie oft guckt man sich bei seinem eigenen Haus eigentlich das Dach an? Waehrend ich das hier schreibe, merke ich schon, dass ich mich noch nicht so recht an den Anblick eines roten Daches bei einem Huf Haus gewoehnt habe. Ich wuerde mir ja auch keinen gelben Ferrari kaufen. So eine Dachfarbe hat schon einen recht grossen Einfluss auf den Geamteindruck eines Hauses. Bestaetigt hat mich ein grosses Huf Haus Werbeplakat am Frankfurter Flughafen, dort ist ein Haus mit grauem Fachwerk und rotem Dach zu sehen. Auf keinen Fall haesslich, aber auch nicht mehr so cool. Fast schon ein wenig bunt. Zumal die Eingangstuer zwar auch in rot aber in einem anderen Ton daherkommt. Also eher nein, derzeit ist auf jeden Fall das Schieferdach mein Favorit. Ich meine, das entspricht eher dem echten Stil eines Huf Hauses.  

 Das Huf Haus mit rotem Dach, auf der Huf Haus Facebook Seite gefunden. 

 So sieht ein Schieferdach aus. Ich geh aber mal davon aus, dass Ihr sowas eh schon gesehen habt.

Es gibt noch unendlich viele weitere Vorschriften in der Gestaltungssatzung, die ich hier nicht weiter auflisten will. Die Punkte oben sind jedenfalls die, welche die Gestaltung unseres Hauses in dieser Planungsphase am meisten beinflusst haben. Andere Details sind zum Teil schon Bestandteil des Standarddesigns und stellen dann eh keine groesseren Herausforderungen an die Genehmigung stellen. 

Bei manchen dieser Vorschriften hoffen wir aber auf Nachsicht beim Bauamt. Und das hat nicht nur seine Gruende in unseren Geschmack bei der Gestaltung des Hauses. Es gibt auch richtig handfeste Argumente fuer eine Ausnahmeregelung. Zum Beispiel bewirkt ein etwas groesserer Dachueberhang einen recht wirksamen Holzschutz und sorgt fuer Schatten speziell bei hochstehender Sonne im Sommer. Ein Huf Haus mit solch grossen Fenstern und dann keinen Schatten vom Dach, auf die Innentemperaturen waere ich mal gespannt. Ein wenig Zuversicht ist aber eventuell angebracht, haben doch Haeuser in unmittelbarer Nachbarschaft auch schon solche Ausnahmen erwirken koennen. 

OK, und hier ist sie nun, die allererste Zeichnung vom Haus. Noch von Hand da es schnell gehen musste. Denn schon 3 Wochen nach dem Termin gab es eine Sitzung des sogenannten technischen Ausschusses in Grosschoenau, und da wollten wir gerne zum Tagungspunkt werden. Also keine Zeit verlieren.




Ab wann gilt man eigentlich als ungeduldig? Wir hatten ja schon ein positives Signal Ende Dezember bekommen, als die unmittelbaren Nachbarn in Waltersdorf im dortigen Ortschaftsrat schon ihre Zustimmung zum Haus signalisiert hatten. Und die kannten diese Zeichnungen noch nicht einmal. Mir ist auch bekannt, dass dieser Ortschaftsrat Vertreter in diesen technischen Ausschuss entsendet, dort also eine Stimme hat. Aber wird das reichen? Hoffentlich meldet sich Herr Amtsleiter schnell, der Termin muss ja jetzt schon stattgefunden haben. 

Vier Tage, immer noch keine Nachricht. Ist das nun ein gutes oder ein schlechtes Zeichen? Traut sich der Herr Amtsleiter nicht, mir schlechte Neuigkeiten mitzuteilen? Oder feilt er noch am genauen Wortlaut der frohen Botschaft?

Fast eine Woche. Immer noch nichts. Der Champagner ist inzwischen laengst im Gefrierfach festgefroren. So ein Amtsweg ist lang, aber wir warten ja hier noch auf kein offizielles Ergebnis. Nur einen klitzekleinen Hinweis, wie diese Sitzung denn nun gelaufen ist. Soll ich jetzt nachfragen? Oder noch warten? Das ist ja spannender als das Deutschland – England WM Spiel. Wie wurde unser Hausentwurf bewertet? Ist er vor oder hinter der Linie?

Ich schrieb dann endlich die Mail. Habe es nicht mehr ausgehalten. Nach einer Woche ist man nicht mehr ungeduldig.  Dann ist man auskunftsberechtigt. Jawohl. So dachte ich und der Herr Amtsleiter wohl auch, zum Glueck. Denn die Antwort kam bereits nach wenigen Stunden.
Und so liest sich das:

  • Der Ausschuss hat sich grundsaetzlich positiv zu Ihrem Bauvorhaben ausgesprochen

Ist gut, oder? Noch schoener waere der Satz ohne dem Wort: „grundsaetzlich“ . Aber das ist wohl zuviel verlangt. Genaueres erfaehrt man im weiteren Text des  emails. Unsere Bemuehungen, mittels z.B. der Kopfbaender (so heissen diese Dachboegen also) oder der Verwendung von Biberschwanzziegel auf Oberlausitzer Stilelemente einzugehen, wurde dort sehr positiv erwaehnt. Bloss gut, dass ich mir gerade eben den schwarzen Schiefer in den Kopf gesetzt habe. 

Und dann kam im email aber doch die Frage mit den Dachueberhang. Ich hatte es fast erwartet. Zum Glueck gibt es in meiner Firma einen Mitarbeitershop in dem ich ganz guenstig Sonnenschutzcreme kaufen kann. Ich werde sie in Zukunft wohl brauchen. Kann man hinter Glasfenstern ueberhaupt Sonnenbrand kriegen? Soviele offene Fragen. 

Aber warten wir mal ab, das Mail hat doch sehr positiv geklungen. Vielleicht bin ich der Baugenehmigung damit wirklich ein kleines nicht unbedeutendes Stueck naeher gekommen. Bleiben wir also optimistisch.
Jetzt muss ich ganz schnell Schluss machen, ich kriege schon boese Blicke, weil ich aufgrund meiner Ignoranz trotz eindringlicher Aufforderung mein elektronisches Geraet nicht ausschalte. Ich will hier ja nicht fuer den Absturz des Flugzeugs verantwortlich sein. Sonst findet diese Geschicht ja nie ein Ende. Denn auch heute bin ich nur einen weiteren Monat vorangekommen. Meine Hausbau- und Genehmigungsgeschichte spielt dann wohl auch im naechsten Beitrag wieder in der Vergangenheit.


Montag, 19. März 2012

Pampa


ich erinnere mich noch sehr gut an das Gesicht meiner Schwester, als ich Ihr vor ueber sieben Jahren von unserem Beschluss erzaehlte, es mal fuer ein paar Jahre in England zu versuchen. Ohne den genauen Wortlaut wiederzugeben wuerde ich die Reaktion eher als verhalten beschreiben. Das Wetter, welches man am besten mit wechselhaft beschreiben kann, die Vorurteile gegenueber der englischen Kueche, die zu erwartenden Reibereien mit den Ureinwohnern, mit denen man sich ja im Urlaub ja so herrlich um die besten Pool - Liegen streiten kann - die Begeisterung hielt sich da eher in Grenzen.

Wenn wir jetzt zum Beispiel vorgehabt haetten nach Spanien zu gehen, ja, da waere Neid aufgekommen, aber England? Dahin nun eher nicht.
Zu dem Zeitpunkt hatten wir gerade selbst einen Urlaub auf Gran Canaria hinter uns, zwar auch eine Insel, aber das war es dann schon an Gemeinsamkeiten mit England. Ich konnte meine Schwester schon verstehen. Es mag bestimmt Leute geben, die nach England ziehen, weil sie sich damit einen Traum erfuellen. Das war aber ganz sicher nicht mein Fall.

OK, das Kapitel England wird ja nun bald sein Ende finden. Und so eine Neuigkeit macht natuerlich in meiner Familie und im Bekanntenkreis schnell seine Runde.  
Die Reaktion meiner Familie auf unsere Wahl des zukuenftigen Lebensmittelpunktes brauche ich hier eigentlich nicht beschreiben. Dieser fehlt es einfach an Unbefangenheit - die wuerde vor einem Gericht glatt abgewiesen werden.
Besser waere es, jemanden zu Wort kommen zu lassen, der nicht aus dieser Gegend stammt, am besten niemand aus den neuen Bundeslaendern. Von Vorteil waere schon, wenn dieser Jemand genug ueber diese Gegend weiss, um ueberhaupt eine Meinung zu haben oder vielleicht schonmal dort war.
Verlange ich zuviel?
Ist naemlich gar nicht einfach, so jemanden zu finden. Es hat bis zur letzten Woche gedauert, als ich endlich eine Meinung eines "unbefangenen" Mitmenschen hoeren durfte.

Und was sagt sie nun zu meiner neuen alten Heimat? Noch bevor ich sie fragen konnte kam schon:
"In diese Pampa willst du ziehen?"

Ich war uebergluecklich. Die Pampa! Ich hatte es also geschafft. Wohl wissend dass die Pampa eine Region zwischen den Anden und dem Antlantik ist. Welche Landschaft koennte fuer einen Auswanderer denn herausfordernder und landschaftlich reizvoller sein als Suedamerika? Wir ziehen also in eine Gegend die bei meinen Mitmenschen den gleichen Respekt erweckt, wie das doch viel groessere und landschaftlich doch so viel spektakulaerere Argentinien. Ein klarer Aufstieg nach England. Was ist dagegen schon Spanien?

Logisch, dass sie eigentlich die eher umgangssprachliche Bedeutung des Wortes Pampa meinte. Alles andere waere mir wohl doch recht spanisch vorgekommen. Pampa also im Sinne von abgelegen und einsam.

Allerhand. Und ich war noch nichtmal ueberrascht von dieser Reaktion. Eventuell fuehlt man sich in der Oberlausitz ja wirklich etwas abgeschieden und vergessen. Diesen Eindruck bekommt man oft, wenn man mit Daheimgebliebenen spricht. Aber stimmt das wirklich?

Gut, wenn man das ganze aus der Sicht von Frankfurt am Main betrachtet, dann mag da vielleicht was wahres dran sein. Besonders dann wenn der Horizont an den Grenzen Deutschlands aufhoert. So gesehen, liegt die Oberlausitz ja wirklich im letzten Zipfel. Danach kommt nur noch der graue Ostblock.

Moment... was kommt da? Die Welt ist an der Ostgrenze Deutschlands etwa doch nicht zu Ende?
Stimmt, Europa geht da noch nen ganzes Stueck weiter. Vielleicht liegt die Oberlausitz ja gar nicht so abgelegen, sondern sogar nach den Veraenderungen im ehemaligen Ostblock sogar eher zentral?
Das muss ich sofort erforschen. Ein erster Blick in die Karte zeigt ja schon, dass die Mitte Europas von der Oberlausitz nicht weit weg sein kann. Die Sache geht gut an.

Also flugs eine Karte aus dem Internet geladen und mittels der auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basierenden FS Methode die Mitte Europas errechnet. Das geht ganz einfach, einfach zwei gleich lange Pfeile sich gegenueberliegend auf die Karte projizieren und das mehrfach in alle Himmelsrichtungen wiederholen, schon hat man die Mitte getroffen. Das sieht danach ungefaehr so aus wie im Bild unten.
Und wer haette das gedacht. Die Oberlausitz hat es fast genau getroffen.
  

Wir muessen uns ja jetzt nicht ueber ein paar 100 Kilometer streiten, so genau ist die FS Methode ja nicht. FS steht ja auch nur fuer "Frei Schnauze" und die Berechnung damit dauert dafuer auch nur wenige Minuten.
Wenn man mein Ergebnis mit der viel aufwaendigere Berechnung des franzoesischen Geographischen Instituts vergleicht, dann sieht man, dass auch solche Berechnungsmethoden zu komischen Ergebnissen fuehren. Die Kollegen dort packen die Mitte nach Litauen noerdlich von Vilnius. OK, ich hatte bei meiner Berechnung solche Nebensaechlichkeiten, dass auch die Azoren und Island zu Europa gehoeren, mal ignoriert. Da kom ich ja vielleicht eh nie hin. Und ausserdem wollte ich auch unter allen Umstaenden auf das von mir gewuenschte Ergebniss kommen, da unterscheidet sich meine Untersuchung kein bisschen von den meisten politischen Umfragen. 

Also stellen wir fest, abgelegen sind wir in der Oberlausitz nicht. Sondern richtig mittendrin. Wenn wir jetzt noch eine Autobahn haetten, dann waere alles gut.

Sind wir denn einsam in der Oberlausitz?

Andere Frage. Wann ist man eigentlich einsam?

Hier im Westen Londons habe ich eher zuwenig Einsamkeit als zuviel. Fast jeder Spaziergang oder jede Radtour endet irgendwann an einer Schranke mit der Aufschrift Privat. Wenn ich mit dem Auto auf der Landstrasse nach London fahre, verlasse ich nie eine geschlossene Ortschaft. Und irgendwann ist man in London und weiss gar nicht, wann es eigentlich angefangen hat. Zum Glueck warnen einen die grossen weissen Buchstaben "C" auf rotem Grund vor dem Erreichen der richtigen Stadtmitte. Ab hier kostet es Maut. Einmal reinfahren und auch wer sofort wendet und es in der gleichen Minute wieder nach draussen schafft, man ist auf der Kamera erfasst und 8 Pfund werden faellig. Bezahlt man die nicht, dann gibt es richtig Aerger, da kennen die trotz englischem Humor einfach keinen Spass.

Also, wo war ich stehengeblieben? Genau, immer vor dem weissen "C".

Und beim Thema Einsamkeit. Gegen etwas mehr Einsamkeit als jetzt haetten wir ja erstmal gar nichts einzuwenden. Schlimm wird sie doch erst nur, wenn man ihr nicht entfliehen kann.
Ich kannte mal jemanden, der fuehlte sich in Deutschland sehr stark eingeengt. Von seinem Heimatdorf sind bis in die naechstgelegene Ortschaft unglaubliche 90km zurueckzulegen, der Kollege kam aus Kasachstan. Nur gut, dass dieses Treffen noch vor dem Film "Borat" stattfand, sonst haette ich gleich an gruene Badeanzuege denken muessen.  
Damals kam mir nur eine unglaubliche leere Gegend in den Sinn. Eine echte Pampa eben.

Mist... jetzt denke ich gerade an gruene Badeanzuege!

Schnell zurueck in die Steppe, oder Pampa.. aehh... Oberlausitz. Dort ist es bei weitem nicht so einsam.
Wie man auf der Karte unten sehen kann: In einem 100km Umkreis (der innere Ring) sind schon ein paar recht bekannte und nicht gerade kleine Staedte wie Prag, Dresden oder Cottbus zu finden. Zieht man den Ring auf 200km, dann erreicht man fast Bayern oder Berlin.
Wem 100 oder sogar 200km dann doch zuviel fuer einen Tagesausflug sind, der kann auch gerne im 50km Umkreis bleiben. Dort gibt es neben Bautzen, Zittau, Loebau und Goerlitz auch ein Liberec. Letzteres hat immhin 104.000 Einwohnern. Sind wir jetzt immer noch Pampa?


Jetzt weiss ich ja, dass mich meine Bekannte mit dem Begriff Pampa auch nur aergern wollte. Sie hatte diese Gegend vor Jahren selbst besucht und sehr schoen gefunden. Umso gespannter war ich aber nun, was denn der Herr Huf Haus Verkaeufer ueber diese Gegend denken wird. Musste er doch fuer eine Grundstueckbesichtigung im Rahmen des ersten Planungsgespaeches einmal quer durch Deutschland nach Waltersdorf fahren. Und das im schoensten Nieselwinter. Beste Voraussetzungen also.

Ist euch aufgefallen, wie ich so kurz vor dem Ende dieses Beitrages doch noch ganz geschickt einen Bezug zu meinem Haus herstellen konnte. Schliesslich soll das ja auch teilweise ein Bautagebuch werden und nicht eine Werbeseite fuer den Tourismus in der Oberlausitz. Aber wenn man erstmal so ins Reden kommt!


Das Planungsgespraech ist Teil eines sogenannten Planungsvertrages. Neben dem Besuch des Baulandes sind in diesem auch ein gemeinsamer Besuch beim Bauamt und die Erstellung von ersten Entwurfszeichnungen enthalten. Umsonst gibt es diesen Vertrag nicht, allerdings kommen am Ende richtig edle 3D Zeichnungen des Hauses projiziert auf das eigene Grundstueck heraus. Diese kann man sich dann einrahmen und an die Wand haengen damit man spaeter mal seinen Enkeln erzaehlen kann, was fuer ein Haus wir beinahe mal gebaut haetten. Und schon das ist doch das Geld wert. Dazu kommt das gute Gefuehl, hiermit in den erlauchten Kreis der Huf Haus Kunden eingetreten zu sein. Unbezahlbar. Wenn das meine englischen Kollegen wuessten.

Doch bevor es so weit ist, gibt es in meinem Vertrag noch so eine Klausel. Erst wenn sich nach Einsicht der Bauvorschriften und dem Gespraech beim Bauamt herausstellen sollte, dass sich an dieser Stelle ein Huf Haus ueberhaupt verwirklichen lassen kann, ist der Planungsvertrag richtig in Kraft getreten. Erst dann gibt es die 3D Zeichnungen. Das ganze ist also schon ein gewisser Test fuer die Gestaltungssatzung, ueber die hatte ich hatte da ja schon mehrfach im Blog mein Leid geklagt. Kommt denn schon jetzt die Stunde der Wahrheit? Krieg ich noch nichtmal Bilder fuer die Wand fuer meine Enkel? Aber warten wir es ab.

OK, die Grundstueckbesichtigung wurde laut Plan gemacht, es gab viel Lob fuer dieses schoene Stueck Land mit der schoenen Aussicht in so einem huebschen Dorf. Genau was man eben so hoeren will als Koenig Kunde. Ich glaube aber, es hat dem Herrn Verkaeufer und dem Herrn Architekt wirklich gefallen, ist ja auch eine reizende Urlaubsgegend, erst recht so kurz vor Weihnachten und dann auch ganz im Schnee. Es fiel kein Wort von Pampa.

Gut gelaunt haben wir uns gleich auch beim zukuenftigen Nachbarn beliebt gemacht und den schoenen Mercedes direkt vor dessen Garage geparkt. Nur gut, dass das Huf Haus Logo doch recht dezent am Auto angebracht ist, vielleicht ist das der Nachbarin ja gar nicht aufgefallen, als sie uns von weiten angepfiffen hat. Schnell noch ein paar Fotos vom Nachbarhaus mit den unerlaubt grossen Dachueberhaengen gemacht. Kann man bestimmt noch gut gebrauchen.  

Dann ging es zum Bauamt in die Gemeinde Grossschoenau. Jetzt wurde es spannend. Allerdings verlief das Gespraech dann doch recht unspektakulaer. Wozu also die ganze Aufregung? Das war doch eine richtig nette Unterhaltung, ueber diese Gestaltungssatzung wurde zwar geredet, aber man zeigte sich durchaus offen fuer unsere Ideen. Ein paar oberlausitzer Elemente sollte das Haus schon aufweisen, es muss sich halt in die Gegend einfuegen. Nichts, dem ich widersprechen wuerde.
Ein kurzer Blick zum Verkaeufer, ich denke mal, dass wir diese Bauvorschriftenklausel im Planungsvertrag nicht brauchen werden. Ich kriege meine 3D Bilder.
Im Prinzip scheint also einem Huf Haus auch in Waltersdorf erstmal nichts im Wege zu stehen. Hatten wir die erste Huerde damit etwa schon genommen?

Nun, noch nicht ganz. Denn was wir im Gespraech auch erfahren durften, das letzte Wort hat der Landkreis, und der holt sich neben der Meinung des Bauamts auch noch die gewisser Bauaufsichts-, Denkmalschutz-, Naturschutz- und bestimmt noch mehr Aemter ein.
Aber das hat mich an diesem grauen Dezembertag erstmal nicht gestoert. Ich habe einen Planungsvertrag und bin in dem ueber die erste Klausel hinausgekommen. Und das ist ja auch schonmal etwas. Mal sehen, wie nahe wir unserem Traum im weiteren Verlauf noch kommen werden.

Sonntag, 11. März 2012

Deutsch fuer Auslaender


Ich bin hier ja schon so einige kluge und wohl viel mehr weniger kluge Aussagen zu Themen wie Bauland, Finanzierung und Fertighausfirmen losgeworden.
In dem Stil koennte es jetzt durchaus so weitergehen, und am Ende werde ich wohl auch ein umfassendes und bestimmt auch lehrreiches Bautagebuch fabriziert haben. Es wird mit Sicherheit fuer Nachwelt nuetzlich sein, es kann immer noch als schlechtes Beispiel dienen, fuer den ganz schlimmen Fall der Faelle.

Ein Bautagebuch? So heisst dieses Blog Genre im deutschen Sprachgebrauch wohl. Da habe ich das Internet wochenlang abgesucht nach einem deutschsprachigen Blog von einem Huf Haus Bauherrn, kein Erfolg. Auf den Begriff "Bautagebuch" kommt man als Exil Deutscher nun aber auch wirklich nicht so schnell.

Aber egal, jetzt kenn ich diesen neuen Begriff endlich und schon beginnt die Suche aufs Neue.
Und siehe da.
Immer noch nix. Ich bin also scheinbar wirklich der einzige, der aktuell an einem deutschen Blog ueber einen Huf Haus Bau schreibt. Es gab zwar schonmal einen, der mit viel Elan und ansprechender Seitengestaltung losgelegt hat. Leider liegt auf den Fotos in der Rubrik "Aktuelle Bilder" das Haus noch auf dem Anhaenger - und das Bild ist schon seit 2005 im Internet. Wenn das Haus wirklich seit sieben Jahren auf dem Laster liegen sollte, dann wuerde ich mir jetzt aber doch langsam mal eine andere Kranfirma suchen.
Ach ich seh gerade, das ging dann doch weiter, man kann sehr wohl Fotos vom Aufbau finden. Jetzt muesste ich den Satz oben eigentlich aendern, er gefaellt mir aber zu gut. Und trotzdem, seit sieben Jahren scheint es kein deutsches Bautagebuch oder Blog mit einem Huf Haus zu geben.

Ein Blog ist vielleicht nicht wirklich jedermans Sache. Vielleicht geht der Aufbau bei Huf auch zu schnell, so dass man gar nicht so schnell schreiben kann, schon steht das Haus. Oder sind Huf Kunden vielleicht auch nicht mehr Teil der Internet Generation? Wer weiss.

Denn durchaus haben andere Baufirmen sehr fleissige Blogger. Wie ich bei meiner intensiven Internet - Recherche ( was heissen soll 3 Minuten Googeln) gefunden habe: Es gibt hunderte Bauherren, die neben dem Stress rund ums Bauen auch noch die Zeit gefunden haben, solche Tagebuecher zu fuehren. Inklusive Einzug und Berichten ueber die Erfahrungen der ersten paar Monate im neuen Haus.

Einige dieser Berichte sind wirklich sehr witzig geschrieben. Mein absoluter Favorit ist dieser hier:
Abenteuer Bauen

Ich habe auch noch viele andere dieser Tagebuecher von Anfang bis Ende gelesen, nirgendwo aber so geschmunzelt, wie bei dem Kollegen oben. Als ich allerdings drei oder vier dieser Geschichten durch hatte, wurde es doch etwas offensichtlich, dass fast alle ja doch nur das Bauen von irgendwelchen mehr oder weniger schoenen Haeusern zum Thema haben.
Keine Ueberraschung, so sollte man meinen, das ist bei einem Bautagebuch ja bestimmt auch gar nicht so abwegig. Aber zuviele Bauherren verfielen nach noch recht vielversprechender Einfuehrung schnell in einen Stil wie ungefaehr diesen hier:

Einfahrt und “Hof” vor dem Anbau Garage wurde vom Tiefbauer heute mit Mineralgemisch ausgekoffert und danach das Kiesbett bzw. Mineralgemisch rund um den Aufstellungsort der Wärmepumpe fertig gestellt.
Jetzt muss nur noch der Mangel an einem Abwasserrohr auf der Bodenplatte beseitigt werden, welches bei der Abnahme der Bodenplatte bemängelt wurde.
dann ein Monate spaeter....

Heute kam der Teppich fuers Buero, den haben wir in stundenlanger Schweissarbeit selbst verlegt. Meine Frau hat derweil im Obergeschoss den ganzen Tag gestrichen und wenn es so weiter geht, dann haben wir bald das erste Zimmer einzugsfertig. Dafuer gab es dann auch einen Extra Kloss zum Mittagessen.

Will ich mich da jetzt wirklich einreihen?
Mein derzeitiger Plan sieht so aus, dass ich einer der Bauherren werde, die die Unterseite der Bodenplatte am liebsten nie zu Gesicht bekommen und desweiteren habe ich vor, beim Thema Eigenleistung mehr oder weniger mit Abwesenheit zu glaenzen. Wer jetzt glaubt, das liegt an meinem fehlenden Interesse an Allem, was die Haende schmutzig macht, der hat damit nur teilweise recht. Die Haende mache ich mir sogar sehr gerne schmutzig, allerdings am liebsten nur beim Anfassen von Gegenstaenden die nach Oel oder Benzin riechen. Zement, Farbe oder gar Erde, damit kann man mich wirklich jagen.

Auch habe ich eine viel bessere Ausrede, warum man in meinem Blog wohl nicht wirklich viel ueber Probleme mit der Bodenplattenentwaesserung oder Innenausbau-Klossmahlzeiten lesen wird.
Denn ich werde mir den Bau wohl die meiste Zeit aus ueber 1000 km Entfernung anschauen. Wer es eventuell noch nicht weiss, weil er entgegen meiner Empfehlung den Blog nicht von Anfang an gelesen hat, wir wohnen im Vereinigten Koenigreich, auch als Grossbritannien bekannt. Wobei das nicht das gleiche ist, aber diese Art von Klugsch... lasse ich nun doch weg.

Fuer mich ist dieser Blog also kein wirklich reines Bautagebuch. Ich erfinde somit heute und hier ein ganz neues Genre im Thema Blog.
Das erste kombinierte Bau- und Rueckwanderer Tagebuch.
Blos gut, dass ich mich gerade erst auf der Bautagebuchsammlung Hausbau Report 24 angemeldet habe.

Ein toller Begriff ist das aber schon: "Rueckwanderer". Hier haben wir es also, das offizielle Umkehrwort zum "Auswanderer".
Kannte ich bisher nicht und ist auch nicht meine Erfindung, ganz so kreativ bin ich nun nicht. Die Ehre wird dem Fernsehsender Vox zuteil, der wohl eine Sendung gleichen Namens im Program und damit auch das Gegenprogramm zur Sendung "Good Bye - Deutschland" geschaffen hat. Bei dem Sender kann man also im wahrsten Sinne des Wortes Ein und Ausgehen, oder wandern. Besser als in der ersten Reihe sitzen, oder?

Ich kenne leider beide Sendungen nicht, allerdings sagt mir das Internet, dass es sich speziell bei den Rueckwandern in den meisten dargestellten Faellen um gescheiterte Auswanderungsversuche handelt. Und hier spielten Dinge wie Pleiten, Betrug oder schwerwiegende kulturelle Probleme eine Rolle.Und das Internet luegt nicht, nein, niemals.

OK, ich bin also ein potentieller Rueckwanderer.
Pleite bin ich allerdings noch nicht. Fragt mich in einem Jahr nochmal, wenn das Haus steht.
Auch ich bin hier in England bisher noch nicht betrogen worden, wobei viele Preise fuer Waren und Dienstleistungen des taeglichen Bedarfs diesen Straftatbestand durchaus rechtfertigen wuerden.
Kulturelle Probleme dann?

Mmmhh... das vielleicht schon eher. Wobei Probleme sind das nun auch wieder nicht. Wer Cricket, Rugby, Pferde- oder Hunderennen mag, sich gerne und fast ausschliesslich ueber die Hauspreisentwicklung der letzten 20 Jahre unterhalten will oder wessen groesste Sorge ist, welche Grundschule fuer den Nachwuchs die hoechste Anerkennung der Nachbarn findet, der ist kulturell hier bestens aufgehoben. Auch sollte man mit der taeglichen Chance auf Regen leben koennen und bei der kulinarischen Grundversorgung keine allzu grossen Ansprueche stellen.

Nun versteht das hier bitte nicht falsch. Ich will auf keinen Fall herablassend und hoechnaesig auf eine Kultur gucken, in der ich es ja immerhin sieben Jahre ausgehalten habe. Und so wie die Dinge derzeit stehen, wohl auch noch mindestens ein weiteres Jahr lang aushalten werde. Es gibt hier viele englische Besonderheiten, die ich dann wohl sehr vermissen werde.

Da ist zum einen die Pub Kultur. Laut Klischee gehen nach Feierabend alle Kollegen geschlossen in den Pub um die Live Uebertragung eines Premier League Spiels zu geniessen. Der Pub als erweitertes Buero sozusagen und laut dem englischen Selbstverstaendnis der liebste Ersatz fuer das heimische Wohnzimmer. Nun ist das leider wirklich nur ein Klischee und trifft auf unsere Firma in keinster Weise zu. Aber das ist hier jetzt mal egal, diese Pubs sind klasse und wenn es das Geld und der Platz im neuen Haus zulassen sollten, dann wird in den Keller spaeter einer eingebaut. Allerdings wird es das Bier bei mir dann mit Schaumkrone geben. An manche Dinge gewoehnt man sich eben auch nach sieben Jahren nicht.

Dann ist da der weltweit bekannte englische Humor. Wie beschreibt man den am besten? Besonders auffaellig ist wohl, dass die Englaender rein gar nichts, und als allerletztes ihr eigenes Land wirklich ernst nehmen.
Niemand wird verschont, erst recht nicht die koenigliche Familie, die in dem Werbevideo von T-Mobile ja noch recht glimpflich davonkommt. Wer es gerne etwas haerter mag, dem sei Alison Jackson empfohlen mit seiner Sendung: "Private Lies". Diese gibt es leider nicht in Youtube, man kann sie aber auf Sky Anytime finden. Ob dieser Link aber ausserhalb der Insel funktioniert, kann ich nicht sagen.
Falls nein, dann ist das vielleicht auch besser so.
Inzwischen hat es ja wohl auch einer meiner absoluten BBC Favoriten in das deutsche Fernsehen geschafft.
Top Gear. Noch nie war eine Show, die eigentlich Testberichte von Autos als Thema hat, so witzig.
Jeder, auch ein Auto Ignorant, kann sich diese Sendung ansehen und wird sie hoffentlich klasse finden.
Die einzige Aussnahme ist meine Frau. Aber die hasst diese Sendung auch erst, seitdem dort ihr Heimatland Mexico mal so richtig durch den Kakao gezogen wurde. Da sind Mexikaner sehr sensibel. Ich musste mir das Lachen in dem Moment schon recht start verkneifen, sonst haette ich fuer eine Woche in der Garage schlafen duerfen. Wenn man als Deutscher in England genauso empfindlich waere, dann haette man hier aber eh nichts zu lachen. Deutschland ist bei Top Gear in fast jeder zweiten Folge fuer eine Verarschung gut. Ob es diese Folgen auch auf das deutsche DMAX schaffen? Auf jeden Fall schaffen sie es in Youtube.

Das waren jetzt nur zwei der Beispiele, die uns von England gut in Erinnerung bleiben werden. Ich werde sicher weitere folgen lassen.

Spaetestens jetzt wird bestimmt klar, dieser Blog hat am Ende vielleicht nicht viel mit einem klassischen Bautagebuch zu tun. Fuer uns ist dieser Bau auch nur ein Teil einer doch recht grossen Lebensumstellung, wenn auch kein unbedeutender.

Aus dem Westen Londons in die Oberlausitz ist nun vielleicht wirklich kein logischer Schritt. Wer sich jetzt fragt, warum wir den Schritt denn ueberhaupt machen, dem sei gesagt.. ganz einfach.. es ist an der Zeit.
Unsere, nennen wir es mal "Auswanderung", ist nun schon fast zehn Jahre her.
Mental wird mir der Schritt zurueck hoffentlich leicht fallen. Nach zwei Jahren Frankreich und danach ueber sieben Jahren England empfinde ich mich als genug auslandserfahren. Beruflich im Ausland mal etwas zu schnuppern war fuer mich OK, aber nie als Dauerloesung geplant. Ich fuehlte mich nie als echter Auswanderer sondern eher als einer, den es beruflich nunmal eben hierhin verschlagen hat. Das mir das jetzt so vorkommt ist doch mal einer schoener Effekt des vereinigten Europas. Wobei ich selbst gespannt darauf bin, wie sich diese Jahre mal in meiner Rentenberechnung wiederspiegeln werden. Aber das sind ja noch ein paar Jahre. Das ganze ist zwar ein Schritt zurueck, aber ich sehe es nicht als Rueckschritt, wenn man verstehen kann, was ich hier meine.

Wie schliesse ich jetzt am besten den Bogen zum Schlusswort meines letzten Blog Beitrages. Dort hatte ich von meinen zwei noch ausstehenden Problemen Baufinanzierung und Baugenehmigung gesprochen.
Da der Blog nun aber auch das Thema Rueckwanderung aufgreifen soll, kommen ganz neue Herausforderungen hinzu. Denn waehrend ich das hier schreibe uebt meine Tochter gerade in ihrer allerersten privaten Deutschstunde Woerter, die mit A anfangen. 

Dieser Buchstabe zeigt mir gerade sehr deutlich, wie sehr wir auf dem Weg zurueck nach Deutschland noch am Anfang stehen. Und ich hatte gedacht, dass wir schon richtig mittendrin stecken, nur weil wir einen Planungsvertrag bei Huf Haus unterschrieben haben. So kann man sich taeuschen.

Sonntag, 4. März 2012

Der Papierrollenhalter

Eine Woche ist wieder ins Land gegangen. Der erste Beitrag vom Maerz und ich hole so langsam auf.
Der Blog befindet sich nur noch wenige Monate hinter der Gegenwart.
Der heutige Text wird auch wieder ein paar Wochen aufholen. Ich bin guter Dinge, dass, wenn das Haus mal steht und ich den Schluessel das erste mal herumdrehen kann, der Blog sogar live davon berichten koennte.

Zu diesem Zwecke habe ich mich sogar schonmal schlau gemacht, wie man so einen Beitrag mittels Handy schreibt und publiziert. Gar nicht mal so schwer. Aber bis dahin ist noch ein ganz weiter Weg.
Somit also wieder zurueck in die Vergangenheit..

Im letzten Beitrag vom Februar habe ich ja beschrieben, wie ich nach einiger Suche am Ende doch wieder bei der Firma Huf gelandet bin, genau der Firma also, deren Haeuser mir schon vor mehr als 10 Jahren so gut gefallen haben.
Jetzt also nach langer Zeit mein zweiter Besuch in einem deutschen Musterhaus dieser Firma. Und diesmal unter ganz anderen Vorbedingungen. Anders als beim ersten Mal bin ich naemlich nicht als freiwandelnder Sonntagsbesucher durch das Haus gestakt, nein, diesmal habe ich mich sogar einen Tag vorher angemeldet und als ernstzunehmender Kunde ausgegeben.  Ob ich am Telefon glaubhaft rueber kam, wer weiss. Immerhin konnte ich mit Insiderkenntnissen glaenzen, ich kannte ja zum Beispiel den Namen des Londoner Huf Verkaeufers.

Das mit dem telefonischen Anmelden war aber auch eine gewisse Notwendigkeit, denn ich wollte den Besuch des Hauses an das Ende eines langen Arbeitstages haengen und habe mit Erschrecken festgestellt, dass solche Musterhaeuser ja auch Oeffnungszeiten haben. Um sechs ist da Ende und wenn ich wenigstens 30 Minuten vom Haus sehen will, dann muss ich mich ganz schoen beeilen. Oder eben anrufen und um eine Verlaengerung der Oeffnungszeiten bitten.

Und siehe da, das ging ganz problemlos. Klasse. Faengt ja schon gut an.

Ich also kurz nach fuenf vom Buero in der Naehe Duesseldorfs los und trotzdem viel zu spaet gekommen. Denn was ich nicht wusste, anders als die Musterhaeuser von Huf in London oder die bereits besuchten KD und DaVinci Haeuser steht das Wuppertaler Huf Haus in einer Musterhaus Siedlung. Und die macht Punkt 6 dicht, egal ob man mitten im Park einen armen Verkaufsberater sitzen weiss, der noch auf mich als potentiellen Kunden wartet. Nun die Frage.. wie erstmal in den Park hineinkommen? Eintrittskarten verkaufen die ja jetzt nicht mehr. Soll ich ueber den Zaun springen?
Und wie es sich gehoert, ich war natuerlich super vorbereitet, hatte also meine ganzen Unterlagen nebst Telefonnummer des Musterhauses vorsorglich im Hotel gelassen. Dort liegen sie ja sicher und kommen bestimmt nicht weg. Anrufen und mich am Tor abholen lassen, ging also leider auch nicht. Schoener Mist.

So ungefaehr 10 Minuten stand ich also ziemlich bloed rum. Erst dann kam etwas Bewegung in die Situation in Form eines aelteren Herren, der sich vom Park kommend auf den Ausgang zubewegte.
Meine Chance. Ob er mich doch bitte hereinlassen koennte?
Es war wohl mein Glueck, dass ich noch in Buerouniform verkleidet war. Ich sah wohl nicht so aus, als wuerde ich versuchen in einem der Haeuser kostenfrei zu uebernachten, der nette Herr liess mich also hinein und beschrieb mir sogar den Weg zum Huf Haus. Allerdings mit der Bedingung verknuepft, dass, wenn ich dort nicht handelseinig werden sollte, es dann gleich bei ihm im Salzberger Haus zu versuchen. Gerne doch. Hauptsache ich war erstmal im Musterhaus Park.

Ich muss schon sagen, so ein Park ist im Dunkeln nach der offiziellen Oeffnugszeit doch recht unheimlich. Da stehen ja so einige Haeuser rum und einige sind auch beleuchtet, aber es lebt in so einer Siedlung ja schliesslich keiner. Ich fuehlte mich ein wenig wie Will Smith im Film "I am Legend" - nur ohne Hund. Und Wuppertal ist auch nicht New York, trotzdem.. ein richtiges Geisterdorf.

Wenigstens hatte ich ja die Beschreibung des Weges vom netten Herrn Salzberger. Leider hatte ich mir von der nur gemerkt, dass es irgendwie geradeaus gehen soll. Nun ist geradeaus nur solange gut, wenn man mit dem Gesicht schon in die richtige Richtung guckt. Somit bin ich also prompt erstmal in die falsche Strasse gelaufen, aber es fuehren ja bestimmt viele Wege nach Huf - Rom, so ein Glas Haus wird sich doch finden lassen.

Nach nur wenigen Minuten hatte ich es dann wohl gefunden. Und nochmal Mist.. alles dunkel. Die Zeit war auch schon gut 20 Minuten nach dem vereinbarten Termin vorgerueckt. Kurz nachgedacht, haette denn der Herr von Huf ueberhaupt meine Telefonnummer gehabt, um sich nach meinem Verbleiben zu erkundigen? Leider nein. Was nun? Etwas ratlos dachte ich mir, wenn man schonmal hier ist, dann gucke ich mir das Haus wenigstens von aussen an. Dann war der Besuch wenigstens nicht ganz umsonst. Also eine Runde um das Haus gelaufen, auch mal kurz auf der Werbetafel das gelesen, was bei dem Licht eben noch zu erkennen war... Aha.. das hier ist also ein Flock Haus.
Nachts sind eben alle Katzen grau.

Aber das hiess auch, ich hatte das Huf Haus doch noch nicht gefunden, und vielleicht wartet der Berater ja sogar noch. Am besten ich versuche mal das andere Geradeaus.

Und dort wurde ich endlich fuendig. In der Nacht sieht so ein hell erleuchtetes Huf Haus ja schon sehr einladend aus. Und in meiner Situation kam es mir vor wie die lange erhoffte Oase kurz vor dem Verdursten. Und das Schoene an den Glasfenstern, man konnte schon von weitem sehen, der Herr Berater war noch anwesend. Nachts ist so ein Haus wirklich nur etwas fuer Leute, die keine Probleme haben, dass andere quer durchs Haus gucken koennen. Dachte ich mir so und drueckte die Hausklingel.

Wenige Augenblicke spaeter stand ich also im stolzen Art 5 Haus der Firma Huf. Eine kurze Entschuldigungsformel wegen der Verspaetung, aber ich war wirklich sehr erleichtert, dass man so geduldig auf mich gewartet hatte.
Zuerst durfte ich ein paar Minuten alleine durch das Haus schlendern. Schon schick. Das Haus hatte alles vom feinsten. Mit Sauna im Obergeschoss, eine bodentiefe Durchgangsdusche mit edlen Armaturen.
Echt deli. (Kennt den Begriff noch einer?)
Aber ich war ja auf soetwas vorbereitet. Logisch, werden doch fuer den besseren Verkaufseffekt hier die teuersten und besten Sonderausstattungen verbaut. Mir macht man da nichts vor, ich hatte ja erst vor wenigen Tagen die Berater der anderen oben genannten Firmen gesprochen und schon einiges Insiderwissen bekommen. Schoen, wenn sich Firmen gegenseitig nicht madig machen.

Dann kam der Berater wieder ins Haus, er musste seinen Wagen aus dem Park schaffen, um spaeter nicht eingeschlossen zu werden. Es gab dann den obligatorischen Kaffee und dann liessen wir uns am grossen Esstisch im Erker nieder.
Kurz mal aus dem Fenster geschaut, rabenschwarz da draussen und mein Blick fiel auf die halb heruntergelassenen Jalousien.
Sieh mal an, die haben also Jalousien, das hatte mir doch der Herr von DaVinci noch vor kurzem als Stil - Makel vorgestellt, wer will sich schon solch haessliche Plastik Lamellen von Innen angucken. Komisch nur, die sahen so uebel gar nicht aus. Ich haette von hier nicht sagen koennen, ob die wirklich aus Plastik oder doch aus feinem Aluminium sind. Sie wirkten in der silbrig glaenzenden Ausfuehrung richtig edel.
Mit dem Druck eines virtuellen Knopfes auf einem Touch Screen fuhren die dann ganz langsam im ganzen Erdgeschoss lautlos nach oben. Nein... billig wirkten die wirklich nicht. Richtig schwer und hochwertig satt klappten die so nach und nach ein und verschwanden hinter einem Holzbalken.
Tolle Show.
Sofort musste ich von der Meinung des Herrn DaVinci uber die Jalousien berichten. Logisch, sagte der Herr Huf Berater, wenn wir die nicht im Grundpreis anbieten wuerden, dann wuerden wir die Abwesenheit der Jalousien wohl auch schoenreden.
Das sass! Dass es im Huf Haus nur wenige Minuten dauern wuerde, den Besuch bei DaVinci in einem ganz anderen Licht zu sehen, das hatte ich so nicht erwartet. Und damit war Herr Huf Verkaeufer auch schon beim Thema. Ich konnte es fast nicht glauben, aber er hat mir wirklich erzaehlt, dass fast alles, was ich in diesem Haus hier sehe oder gesehen habe, wirklich Grundaustattung ist.
Fast alles, wie gesagt. Die Sauna oder die geniale Dusche nun doch nicht. Aber alles wichtige, das schon. Zum Beispiel der tolle Fussboden im Erdgeschoss aus matten Steinfliesen, die sehr hochwertigen Tueren und Fenster. Und eben auch die Jalousien. Alles im Preis enthalten und von allerbester Qualitaet.
Soweit ich Qualitaet beurteilen kann. Denn woran kann ich denn die Qualitaet eines Hauses schon festmachen. Die wirklich ganz wichtigen Sachen, wie gut sind die Waende oder Decken, das sieht man ja nicht. Stimmt auch wieder, sagte Herr Huf Verkaeufer, ging mit mir nach oben und bat mich mal so richtig auf dem Boden herumzuspringen.

Nun.. ich bin leider nicht der allerleichteste, dafuer schmeckte mir im Leben zu oft das Dessert zu gut. Eine Huepfaktion im Obergeschoss meines gemieteten England Hauses wuerde die Waende und Tueren dort ganz schoen zum zittern bringen. Und hier, nichts von alledem. Nichtmal irgendein Regal hatte gewackelt. Die waren aber wohl auch fest verbaut. Der Grund fuer diese Stabilitaet ist dann auch gleich geliefert worden. Die Decken seien bei Huf naemlich aus Beton und nicht wie bei den Mitbewerbern aus Holzbalken. Genial.

Ich hatte schon so einige Berichte von Huf Bauherren im Internet und gewissen Zeitschriften gelesen. Und immer wieder wurde dort auf den besseren Qualitaetseindruck bei einem Huf Haus hingewiesen. Sollte da etwas doch etwas dran sein? 

Jetzt sind Fenster, Boeden, Tueren, Jalousien und nach bestandenem Huepftest auch die Decken wohl schonmal in die Kategorie hochwertig einzuordnen. Und das alles wie gesagt, im Grundpreis.
Zugegeben, das sind alles keine unwesentlichen Bestandteile eines Hauses. Aber so ein Haus besteht ja aus vielen hunderten wenn nicht tausenden Bauteilen, denen man eventuell nicht so eine Bedeutung zumisst und die dann einen Tag nach dem Ablauf der Garantie zerbroeseln. Und dann natuerlich das Qualitaetsempfinden beim eigenen Haus gewaltig stoeren wuerden.

Irgendwie schien der Herr Huf Verkaeufer zu merken, dass er mich noch nicht ganz mit der bisherigen Praesentation beim Thema Qualitaet ueberwaeltigt hatte und stellte die folgende Frage.

Was, wenn bei uns auch das vielleicht absolut unwichtigste und unbedeutendste Bauteil eines Hauses schon in der Grundauststattung einer Qualitaet entsprechen wuerde, die auch den letzten Zweifler das Huf Haus in die Kategory Luxus Haus stellen laesst?

Nur, was sollte das fuer ein Bauteil sein? Ich musste nicht lange nachdenken, er drueckte es mir sofort in die Hand. Nicht ohne Warnung, ich sollte fest zupacken, es wird etwas schwer. Er wollte wohl verhindern, dass ich damit den schoenen Steinboden zerhacke. Das Teil in meiner Hand bestand aus feinstem Edelstahl und war fuer seine Groesse wirklich nicht ganz leicht. Schoen matt gebuerstet und fuehlte sich insgesamt sehr hochwertig und teuer an. Nur, was fuer ein Teil ist das? Die Antwort kam bevor ich die Frage laut stellen konnte. Wahrscheinlich hat mein Gesichtsausdruck auch als Frage gereicht.

Es war der Huf-Standard-Klopapierrollen-Halter.


Ich hatte mir vor vielen Jahren mal von meiner damaligen Freundin einen WMF Flaschenoeffner schenken lassen. Die bis dahin groesste Verschwendung und Dekadenz meines Lebens. Ein Flaschenoeffner fuer damals fast 70 DM. Und zwar einer fuer Bierflaschen, nicht etwa Wein.

Und ich kann nur soviel sagen. Dieser Papier Rollen Halter in meinen Haenden erinnerte mich sehr an meinen damaligen Gedanken beim Auspacken des Geschenkes. Wer bei einem so simplen Haushaltsgegenstand wie einem Bierflaschenoeffner so viel Geld ausgibt, der muss verrueckt sein oder, was auch sehr wahrscheinlich ist, keine wirklichen offenen Wuensche mehr im Leben haben.

Oder eben, wenn wir doch wieder zum Haus zurueckkommen wollen, auch beim kleinsten Detail auf hoechste Qualitaet achten. Ich war sichtlich beeindruckt.

Und das Ratespiel "Was fuer ein Teil ist das?" ging weiter. Das naechste Bauteil war auch aus Edelstahl, nur viel groesser, laenger und echt sau-schwer. Hier hatte ich nun gar keine Chance, den Zweck zu erraten. Es handelte sich naemlich um einen Teil des Balkongelaenders. Waere ich wohl nicht drauf gekommen.

OK, . auch das fuehlt sich hochwertig an, keine Neuigkeiten also. Der Papierrollenhalter hatte mich in dem Zusammenhang schon genuegend beeindruckt. Was will er mir nun damit noch beweisen?
Was mir aber zum richtigen Einschaetzen der Qualitaet des Balkongelaenders fehlte, war die Info, dass ich hier einen Teil eines ehemaligen Musterhauses in den Haenden halte. Dieses Stueck Stahl war also ueber 20 Jahre Wind und Wetter ausgesetzt und hatte diese Tortur, ein schneller Blick suchte nach Rost- oder anderen Verschleissspuren, komplett unbeschadet ueberstanden.

Das war es jetzt. Ich war ueberzeugt, verkauft. Chancenlos. Ich reihe mich in die Reihe derer ein, die der Qualitaet des Huf Hauses verfallen sind. Und alles wie schon mehrfach gesagt, im Grundpreis enthalten. Darauf konnte der Herr Huf Berater gar nicht of genug hinweisen.

Ja, aber was ist denn dieser Grundpreis nun? Schoen, wenn alles im Grundpreis zu sein scheint, dieser dann aber jenseits von Gut und Boese zu liegen scheint. So eine Qualitaet gibt es ja nicht umsonst. Wo finde ich die Preise fuer ein Huf Haus?

Verkaufspsychologisch war ich jetzt wohl fuer erste Preisinformation bereit. Erstmal mit gewichtigen Qualitaetsargumenten weichkochen und ins Huf Fanlager delegieren, damit kann man eine gewisse Preissensibilitaet des Kunden schon zielsicher ausschalten. Es sei denn , der Preis landet in einer Region, die auch den nervenstaerksten Kunden seine Zockermiene verzerren laesst.

Und jetzt kam der eigentlich erstaunlichste und wohl auch erfreulichste Moment des Abends. Ein Huf Haus liegt preislich gar nicht soweit ueber denen der Damen und Herren Konkurrenz. Die Grundpreise im dicken Planungsordner gaben Werte wieder, die man auch bei anderen Herstellen so schon gelesen hatte.

Jetzt macht es meiner Meinung wenig Sinn, hier die komplette Preisliste abzudrucken. Es gibt zuviele verschiedene Bautypen und jedes Kundenhaus wird wohl immer auch einen Tick anders sein. Und wie schon von allen Autoherstellern gewohnt, ein Griff in die Aufpreisliste laesst den Endpreis schnell anschwellen. Es ist preislich auch ein gewaltiger Unterschied, ob das Haus mit oder ohne Keller gebaut werden soll. Und falls mit Keller, dann gibt es da auch wieder viele Unterschiede.

Aber jetzt doch mal ein paar kleine Details zum sogenannten Art 3 Haus. Das ist der kleinste Bautyp und der fuer eine normal grosse Familie wohl auch sinnvollste. Und wer sich als Internet Surfer, der nur nach der Preisliste Huf Haus gegoogelt hat, bis hier gelesen hat, der soll wenigstens ein paar Anhaltspunkte bekommen. Sonst kommen Sie vielleicht nie wieder?

OK, dann mal los... ohne zuviel zu verraten. 
Laut der mir vorliegenden Preisliste kosten die meisten Haeuser so um die 1.800 Euro je Quadratmeter Grundflaeche. Manche etwas weniger, manche etwas mehr. Die etwas teureren Haeuser haben meistens einen verglasten Erker. Das kosten natuerlich, gibt dem Haus aber auch fast einen zusaetzlichen Raum im Erdgeschoss und eine ganz andere Wohnqualitaet. Und Grundflaeche ist auch nicht gleich Wohnflaeche.
Pro Quadratmeter Wohnflaeche sind es natuerlich hoehere Preise, aber die Wohnflaeche haengt doch extrem vom jeweiligen Grundriss ab.

Die Preise fuer die Keller liegen so zwischen 550 und 600 Euro. Auch wieder fuer den Quadratmeter, versteht sich. Waere sonst wohl auch zu billig. So ein Keller hat dann eine Geschosshoehe 2.68m hoch, das ist aber nicht die endgueltige Raumhoehe. Keller, die als Wohnkeller genutzt werden sollen, muessten also etwas hoeher geplant werden, dann werden aus den 600 Euro auch schnell ueber 700.

Wenn man jetzt noch weiss, dass Huf Haeuser mindestens 200 Quadratmeter gross sind und ein zugehoeriger Keller dann mit circa 100 qm dazuzurechnen ist, dann braucht man nur noch einen Taschenrechner und fertig ist die erste Preisvorstellung. Und statt Keller geht ja auch eine Bodenplatte, die kostet dann natuerlich etwas ist aber schon viel billiger.

Jetzt versteht mich bitte hier nicht falsch. Ich bin mir durchaus bewusst, dass man um einiges preiswerter bauen kann. Was ich auch nur ausdruecken will, ist, dass die Preise bei der gebotenen Qualitaet durchaus in einem Rahmen bleiben, der potentielle Kaeufer nicht abschrecken sollte. Der Vergleich zu einem Auto passt hier immer wieder, ein Kaeufer eines Audi koennte sicher auch mit einem Skoda, der ja sogar aus dem gleichen Konzern stammt, von A nach B kommen. Aber irgendetwas scheint ihn doch zu veranlassen, eine ganze Stange mehr Geld in sein Auto investieren zu wollen. Sei es Image, sei es Qualitaet. Die genaue Antwort haetten die Marketingexperten dieser Firmen wohl auch selber gerne. Und wer eben nicht bereit ist, fuer solche weichen Faktoren Geld auszugeben, der wird wohl auch nie zu einem Audi Haendler wandern.


Jetzt reichen meine oben genannten Angaben bestimmt den meisten fuer eine erste Abschaetzung. In dem Preis sind auch die meisten Ausstattungen wie Fussboeden, Balkone, Heizungsanlage und Baeder enthalten. Kuechen gehoeren nicht dazu, das haette ich auch nicht wirklich erwartet. Komisch aber, dass man beim Erwerb eines Kellers nicht automatisch auch eine Treppe bekommt. Waere vielleicht auch nen klasse Platz fuer eine Rutsche. Meine 5 jaehrige Tochter wuerde es bestimmt freuen.

Nachdem also die Komponenten Qualitaet und andere Huf Haus Vorzuege behandelt waren und auch die ersten Ausfluege in das Preisgefuege bei Huf schadlos ueberstanden waren, wurde es dann noch etwas konkreter. Hatte ich oben ja schon die Aufpreisliste erwaehnt, die Autos, aber eben auch Huf Haeuser, schnell doch recht teuer machen koennen. Und in meinem Fall war nach gemeinsamer Ansicht des Grundstueckes und der Bauvorschriften klar, ganz ohne Aufpreis wird es nicht gehen. Ich hatte mich ja bewusst auf ein Hanggrundstueck eingelassen und das Thema Gestaltungssatzung gab es in diesem Blog ja auch schon. Also - Taschenrechner wieder raus und nochmal richtig warm werden lassen.
 
  • Ein Hanggrundstueck geht nicht ohne Keller - kling (bitte hier das Geraeusch einer Registrierkasse vorstellen)
  • bei ihrem Grundstueck wird die Haelfte des Kellers aus dem Boden herausgucken und sollte gestalterisch an das Design des Hauses dann auch mit Fachwerk und grossen Fenstern versehen werden - recht hat er - kling kling
  • um aus der Schiebetuer des Wohnzimmers im Ergeschoss nicht 3m herunterzufallen muss natuerlich auch in dieser Etage ein Balkon vorgesehen werden, am besten einen umlaufenden Balkon, das sieht am besten aus - kling 
  • der Keller wird ja durch die grosszuegige Verglasung voll als Wohnraum nutzbar, man, da haben sie aber ein Glueck, Stimmt, - habe ich - logisch, dass ich den vorbereitenden Ausbau als Wohnraum mit Heizung, Estrich, der hoeheren Decke und den schoenen Tueren (im Kellerstandard sind Stahltueren) akzeptieren wuerde. Auch sollte man vorbereitende Anschluesse fuer ein zusaetzliches Bad und vielleicht eine Sauna (glaenzende Augen) vorsehen - kling kling
  • Laut Gestaltungsordnung meiner zukuenftigen Gemeinde muss die Grundflaeche des Hauses im Verhaeltniss 1:1,5 sein, damit fielen alle kleineren Haeuser aufgrund ihrer eher quadratischen Grundrisse sofort raus und die vorlaeufige Entscheidung fiel auf das Art 3 Haus Projekt 1 - das zweit teuerste in der Liste des Art 3 Bautyps - kling
  • Haeuser mit 45 Grad Dachneigung sollten eigentlich nicht mehr kosten, das wird die Berechnung des konstruktiven Aufwandes zeigen, aber sicher ist sicher - deshalb kling 
  • In den Grundpreisen geht Huf davon aus, dass das Haus in der Holzfarbe Schwarz - oder wie es dort heisst "Ebenholz" - ausgefuehrt wird. Die Wand ist natuerlich immer weiss, falls sich jemand schon Sorgen gemacht hat. Alle anderen Balkenfarben kosten wohl Aufpreis - Welche Farbe stellten Sie sich vor? Grau! - kein Problem - kling
Nach dieser kleinen Preis-Kalkulationsschulung stand also schon eine recht beeindruckende Summe auf meinem Zettel. Und auf die wurden dann nochmal eben 20.000 Euro draufgeschlagen. Man will ja auch etwas Raum fuer Nettigkeiten und Spielereien haben - zum Beispiel diese geniale zentrale Gebaeudesteuerung bei der man mit nur einem einzigen Knopfdruck ueberall die Jalousien herunterfahren und das Licht regulieren kann. Ach - die Nebenkosten sollte man ja auch nicht vergessen. Am besten, um sicher zu gehen, da mit 10% kalkulieren. Schluck.

Da sass ich nun. Es war schon fast 23 Uhr und der Herr Huf Haus Berater war sichtlich muede. Ich hatte ja mit einer Stunde Zeitumstellung aus England einen gewissen Vorteil, aber trotzdem hatte meine zwischenzeitliche Euphorie erstmal einen Daempfer bekommen.

Kann ich mir nun so ein Haus ueberhaupt leisten? Oder, anders gefragt. Wie hoch oder niedrig ist mein Budget denn eigentlich? Sollte man sowas nicht wissen, bevor man in Musterhaussiedlungen auftaucht?
Zum Glueck gibt es auch bei Huf eine eigene Finanzierungsabteilung. Also genauso wie bei DaVinci.

Und die haben mich ja nach dem ersten Beratungsgespraech nicht mehr als wirklich ernstzunehmenden Kunden gesehen. Bin ja mal gespannt, wie das jetzt bei Huf weitergeht.
Immerhin war das Fieber geweckt. Wenn es finanziell und genehmigungstechnisch gehen sollte, dann wuerde ich gerne erstmal mit Huf weiterarbeiten.

Immerhin hat jetzt die Suche nach einer Baufirma ein vorlaeufiges Ende.
In einem meiner frueheren Beitraege hatte ich ja von den 4 Grundlagen eines Neubaus gesprochen.
Land war schon abgeschlossen, bei der Baufirma bin ich jetzt auch soweit, erstmal nicht weiterzuforschen.
Fehlt noch Geld und Baugenehmigung.

Und da waren sie wieder, meine zwei Probleme.