Samstag, 30. Juni 2012

Fussball EM

Zugegeben, im Monat Juni war ich nicht sehr produktiv, was das Erzeugen von neuen Blogeintraegen betrifft. Ich war, um es mal salopp zu sagen, etwas abgelenkt. Klar, es war ja auch Fussball-EM und wer glaubt, dass ein Blog in so einer Zeit gegen einen Fernseher bei mir eine Chance haette, der muss ja nur mal gucken, wie wenig bei mit in diesem Monat im Blog gelandet ist. Ganze zwei Beitraege, peinlich.

OK, die EM ist nun endlich vorbei, das Finale gucke ich nicht. Das letzte Mal, dass ich bei einer solchen Veranstaltung das Finale geguckt habe, war in 2008. Wir waren in einem Hotel in Luzern und im Haus befand sich das wohl einzige spanische Restaurant der Stadt. An Schlaf war nach dem Spiel jedenfalls nicht zu denken.

Ein richtig frustrierender Abend und sowas habe ich mir seitdem eben nicht mehr angetan. Das deutsche Team hat ja auch seitdem das letzte Spiel einer Meisterschaft immer ausgelassen.
Viel Erfolg morgen an die spanische Mannschaft, da gewinnt dann wenigstens einer bei uns im Haus. Denn ich unterstelle meiner lieben Frau schon seit langem, dass sie aufgrund der gleichen Muttersprache immer schon heimlich diese Suedeuropaeer unterstuetzt hat, zugeben wuerde sie das nie, aber ich habe ja Augen im Kopf.
 
Wenn wir wenigstens neben Deutschland auch noch England unterstuetzen koennten. Aber dann waeren wir wohl noch ein ganzes Stueck trauriger. Eine Europa- oder Weltmeisterschaft aus englischer Sicht ist schon eine traurige Veranstaltung. In 2006 und 2010 noch wurden die Erwartungen durch Revolverblaetter wie die "Sun" unermesslich hoch geschraubt, aber gebracht hat es nichts. Es wollte hier einfach keine echte Partystimmung aufkommen. In 2012 hat dann sogar diese Zeitung aufgegeben, Hoffnung und gute STimmung zu verbreiten. Wenn man mit englischen Kollegen und Freunden ueber die EM sprach, dann gab es meist nur ein trauriges Gesicht mit der wenig verheissungsvollen Aussage: "Warum sollten wir ueber die EM reden, unser Team ist doch einfach nur Schei...e".
Um die Kollegen etwas aufzumuntern, habe ich dieses Bild hier neben unseren Buero-Kaffeeautomat gehaengt... das hat aber auch wohl nur kurz die Stimmung erheitert.


Tja, selber Schuld, wenn man in seiner eigenen Premier League kaum noch Englaender mitspielen laesst. Ich habe mal gelesen, dass bei Arsenal London im Schnitt pro Spiel nur 1,6 Englaender auflaufen.Im Gegensatz dazu war es schon erstaunlich, dass so viele der Leistungstraeger der anderen eurpaeischen Nationalmannschaften ihre Broetchen bei einem englischen Klub verdienen.

Der Englaender hatte die EM relativ schnell abgehakt. Ich kann auch nicht wirklich behaupten, dass sich das Land waehrend der EM stark veraendert haette. Es gab kaum Haeuser, an denen die Rot-Weissen Fahnen wehten. Im Supermarkt habe ich dieses Mal kein Extra Regal gesehen, in denen England Supporter Artikel verkauft wurden. Folgerichtig fuhren auch kaum Autos mit diesen kleinen Faehnchen rum. Public Viewing oder hupende Auto-Korsos - alles Fehlanzeige.

Der Englaender ertraegt das Spiel seiner Nationalmannschaft am liebsten in der Privatsphaere seines kleinen muffigen Lieblings-Wohnzimmers - genau.. damit meine ich den Pub um die Ecke. Denn nur in einem Pub ist er genau dort, wo man nach der Niederlage seiner Mannschaft am liebsten ist: Unter Leidensgenossen und in der Naehe einer gut gekuehlten Bierzapfanlage. Da laesst sich so mancher Fehlpass oder sogar Rooneys neue Frisur viel leichter ertragen.

Auch ich hab so einen lokalen Pub. Nur 3 Minuten vom Buero entfernt befindet sich das "Thatched Cottage" - ich kann noch nichtmal ungefaehr schaetzen, wieviele Abende ich hier waehrend einer Fussballuebertragung verbracht und dabei versucht habe, als Deutscher nicht unbedingt gross aufzufallen.

Thatched Cottage
Wenn ich irgendetwas aus England mit nach Deutschland nehmen koennte, dann waere das die Pub Kultur. Ein Pub ist hier wirklich die Erweiterung des Wohnzimmers, hier geht man hin um Leute zu treffen, dabei kann man Billiard, Dart oder alle moeglichen Brett- und Kartenspiele spielen. Es gibt an jeder Ecke einen Fernseher und wenn gerade mal kein Fussball oder Cricket oder Rugby oder Pferderennen oder Tennis kommt, dann versenkt man sein Geld eben in eine Fruchtmaschine... fuer den, der jetzt glaubt, es gaebe im Pub einen Automat zur Verabreichung eines Obstsaftes, dem sei gesagt, dass "Fruit Machine" hier der Name fuer diese blinkenden und nervigen Spielautomaten ist. Habe ich vorher auch nicht gewusst, aber ein passender Name ist das irgendwie schon.

Desweiteren gibt es in so einem Pub Bier fuer die Maenner und Lager fuer die Schnoesel. Die Sorte Lager ist am ehesten mit dem deutschen Pilsner zu vergleichen, wird aber nur im Suedosten Englands bevorzugt. Da, wo die reichen Schnoesel eben wohnen.

Und man kann auch essen in solchen Pubs, wenn man es sich denn traut. Wenn man erstmal ueber die Hemmschwelle des Pub-Food hinweg ist und gegen Frittiertes nichts mehr einzuwenden hat, dann wird man so ein Essen sogar recht gut finden. Ich finde es inzwischen super, brauchte aber eine gewisse Gewoehnungszeit. In England muss man aber auch leider wirklich sehr viel Geld bezahlen, um in Restaurants ein Essen erwarten zu koennen, das ueber dem allgemeinen Pub - Niveau liegt. Eine Mittelklasse gibt es kaum, entweder Pub oder drei Sterne, dazwischen liegt fast nichts, ausser vielleicht die vielen indischen und thailaendischen Restaurants. Dass sich von den 10 Top Restaurants der Welt aber 5 in England befinden sollen, konnte ich fast nicht glauben. Das habe ich aber wirklich mal irgendwo gelesen und weil das hier gut zu dem Thema passt, schreibe ich das einfach mal in den Blog, ob es nun stimmt oder nicht. Das ist ja auch keine Doktorarbeit hier.

Ganz sicher weiss ich aber, dass wir hier in Maidenhead ein Restaurant mit dem Namen "The Fat Duck" haben, und die standen wirklich jahrelang an der Spitze der Top-Restaurants im Michelin Fuehrer. Tische dort sind fuer Monate ausgebucht und man braucht schon ein recht dickes Portemonnaie, um sich neben den 14 Gaengen auch noch etwas Wein leisten zu koennen.

Aber bleiben wir mal bei unseren finanziellen Moeglichkeiten und gehen zurueck in den Pub. Wie schon gesagt, am liebsten wuerde ich mein geliebtes "Thatched Cottage" einpacken und mitnehmen, wenn es irgendwann einmal wieder zurueck nach Deutschland gehen sollte. Aber wenn ich mir die Waltersdorfer Gestaltungssatzung angucke, dann koennte ich den ja eh nicht dort aufstellen. Was bleibt mir also uebrig?

Papier ist ja zum Glueck geduldig und da unser neues Haus ueber einen Wohnkeller verfuegen wird, in dem aber ausser meinem Motorrad keiner wohnt, koennte sich durchaus ein Platz finden lassen, in dem sich soetwas wie eine Pub - Replika unterbringen lassen wird. Es gibt ja Moebel, mit denen sich ein Pub taeuschend echt nachstellen laesst. Dazu noch ein Fernseher an die Wand und eine Bierzapfanlage, alles keine grossen Investitionen, man muesste halt nur den Platz haben. Es ist also mal wieder an der Zeit, auf unseren geplanten Grundriss zu gucken.

Wir bleiben also weiterhin im Keller. Dort hatte ich im Teil 1 unserer Grundriss-Serie ja schon ueber meine zukuenftige Motorradecke philosophiert. Zur Erinnerung, diese befindet sich in der Sued-West Ecke des Kellers, genau der Ecke also, die komplett oberhalb der Erdoberflaeche bleibt und somit mit einer grosszuegigen Fensterfassade versehen werden kann. Die Motorrad-Ecke ist Teil eines groesseren Raumes, im Plan "Hobby" genannt. Jetzt fuegen wir also das naechste Teil in unser grossesGrundrisspuzzle hinzu. Wir bewegen uns im Raum etwas nach links und so sieht das dann irgendwann einmal aus.


Wie man sehen kann. der Raum "Hobby" ist nicht nur nach links gewachsen, nein, er hat auch eine Nische nach unten bekommen. Und hier... man kann es im Bild ja schon erkennen ... werden sich Anschlussmoeglichkeiten fuer eine Kueche befinden. 

Nun kann jeder mit seinem Wohnkeller ja planen, was er will. Wenn man hier eine echte Einliegerwohnung einrichten moechte, dann macht so eine Kueche richtig Sinn. Mir sind auch schon wohlwolllende Vorschlaege angetragen worden, den Wohnkeller zu einer Art Ferienwohnung auszubauen. Und diese sollte sich speziell in der Wintersaison eventuell sogar ganz gut vermieten lassen. Und dann lass ich die Feriengaeste vielleicht auch noch auf meiner Harley sitzen, oder was?

Nein, zumindest in den ersten Jahren brauchen wir wohl keine keine vollwertige Kueche im Keller. Stattdessen, Ihr ahnt es vielleicht schon, koennte hier eine Art Theke eingebaut werden, und ich waere dumm, wenn ich mir die Chance entgehen lassen sollte, diese im Stil eines typisch englischen Pubs herzurichten.


Und dann waere er hier, mein Pub.

Der Wohnkeller wird so langsam meine Lieblingsebene. In der Zukunft dann werde ich in den oberen Etagen wohl nicht so haeufig anzutreffen sein. Was sagt da eigentlich meine liebe Frau dazu? OK, bisher habe ich ihr da nur ein: "Du bist verrueckt" entlocken koennen. Das nenne ich doch mal eine hoffnungsvolle Aussicht auf eine spaetere volle Zustimmung. Es sind ja auch noch ein paar Raeume im Keller uebrig, die dann eventuell eher den Wuenschen und Vorlieben der weiblichen Bewohner folgen muessten. Aber dazu in mehr in den spaeteren Beitraegen.

Diese Idee eines Pubs im eigenen Haus, noch dazu mit einer Harley in Sichtweite, bringt den Spass in das Planen eines Hauses. Und traeumen kostet ja auch nichts, wobei das in diesem Zusammenhang nicht ganz stimmt. Fuer das Motorrad wurde schon eine verbreiterte Eingangstuer geplant, die gab es natuerlich nicht umsonst. Und auch fuer die Strom- und Wasser - Anschlussmoeglichkeiten in dieser Kuechen (Pub)-Nische fanden sich so einige Kostenpositionen in unserem Austattungsprotokoll wieder. Traeumen ist also doch schon etwas teuer geworden.

Ob dieser Pub einmal kommen wird, das ist nicht die Frage. Die Frage ist die nach dem Wann. Die Antwort habe ich zwar noch nicht, es wird wohl erstmal keine Prioritaet haben. Aber ganz dringend wird der Pub ja erst im Sommer 2014 gebraucht. Denn dann ist wieder Fussball Weltmeisterschaft. Und dann klappt es auch endlich mit dem Titel, ganz sicher.

Traeumen ist vielleicht nicht umsonst, aber traeumen laesst sich wenigstens nicht verbieten.

Morgen wuensche ich erstmal Spanien viel Glueck. Aber 2014 wird unser Jahr. 




Donnerstag, 14. Juni 2012

Autos und Haeuser


Was ist eigentlich ein Markenname? Ab wann kann ein Produkt mit Recht von sich behaupten, alleine durch seinen Namen eine gewisse Alleinstellung am Markt zu haben? Fuer viele Firmen scheint es trotz der damit verbundenen Ausgaben fuer Werbung trotzdem extrem erstrebenswert zu sein, fuer ihre Produkte Markennamen zu finden, die Kunden dazu verleiten, trotz hoeherer Preise und eventuell auch anderer Nachteile doch genau immer wieder dieses Produkt nachzufragen. Ist der Mensch einfach ein Gewohnheitstier und greift deshalb nur zu bekannten Namen?

Werbung wirkt, auch wenn wir es fuer uns selbst nicht wahrhaben wollen. Werbung folgt der Idee, mittels farbenfroher Bilder und ausgefeilten Textbotschaften gewoehnlichen Produkten Eigenschaften zuzuschreiben, um sie damit unvergleichbar mit Konkurrenzprodukten zu machen. Wer also nach dem Genuss eines klebrigen Getraenkes Fluegel erwartet oder mit seinen Cornflakes irgendwelche Tiger wecken will, der muss dann halt zum Markenprodukt greifen.

Cornflakes und Dosengetraenke gehoeren ja zu der Gruppe der Produkte, die nicht lange im Regal liegen bleiben und deshalb besonders heftig umworben werden. Denn mit Werbung schafft man Marken und hat man erstmal einen Markennamen, dann ist alles super. Der Kunde wird aufhoeren,  Preise zu vergleichen oder Kleingedrucktes zu lesen und immer nur den gleichen Nuss-Nougat Aufstrich, die gleiche Cola oder das gleiche Waschmittel in den Einkaufswagen legen. Dabei muss Werbung noch nichtmal sehr gut sein, es reicht auch, wenn man ungewollt „komisch“ ist und trotzdem kennt man nach einer Weile sogar ein „Seitenbacher Muesli“.

Also ein Markenname muss her, will man erfolgreich und auf hohem Preisniveau verkaufen. Eigentlich ganz einfach und doch so schwer. Denn was tun, wenn sich die Firma in einem Markt befindet, in denen der Konsument die Produkte nicht jede Woche oder jeden Monat kauft, sondern vielleicht sehr viel seltener. Dann ist das schon um einiges schwieriger mit dem Markennamen. Meist ist hier der Name des Herstellers selbst die Marke. Und die meisten Hersteller haben ja nur einen Namen, und den kann man meist nur einmal am Markt positionieren. Und hat man das erstmal vergeigt, dann geht ein Umbenennen nur recht schwer, wenn ueberhaupt. Man denke nur an die Fernseh- und Radiofirma „Lucky Goldstar“ , die sich durch eine jahrelange Billigstrategie mit diesem Namen jeglichen Zugang in den hochpreisigen und edlen Marktbereich verbaut hatten, jetzt heissen die nur noch „LG“ und schon laeuft der Laden. Aber auch dieser Name musste erstmal bekannt werden, was das gekostet hat, laesst sich wohl kaum noch nachvollziehen.

Das Beispiel „LG“ hat deutlich gemacht, ein Firmenname, der schon mit einer vordefinierten Meinung ueber die zu erwartende Qualitaet belegt ist, kann trotz neuer und verbesserter Produkte jegliche Chancen fuer den Eintritt in ein interessanteres Marktsegment erschweren. Hier verlassen wir den Einflussbereich eines einfachen Markennamens. Ist der Name der Firme gleich mit dem Namen einer bekannten Marke, dann bekommt die Firma ein sogenanntes Image. Ein Image aufzubauen dauert gleich nochmal viel laenger, als eine einfache Marke, und ein solches nachtraeglich nochmal zu aendern, das ist bisher noch nicht vielen Firmen gelungen. „Skoda“ ist vielleicht ein gutes Beispiel, aber dafuer mussten die sich ja auch von „Volkswagen“ uebernehmen lassen. Und trotzdem hat es fast zehn Jahre gedauert, dass man ueber die Qualitaet dieser Autos nicht mehr laechelt.

Ein Image laesst sich also nicht ueber Nacht aufbauen, sowas wird ueber Jahre sorgfaeltig entwickelt und muss dann gepflegt werden. Daneben muss es auch zu den Produkten der Firma und zu den Zielkunden passen um moeglichst glaubwuerdig zu wirken. Ein Toyota Prius sollte also auf einem Werbeposter nicht unbedingt vor einer 30 Meter Yacht parken.

Wie ist das nun bei Haeusern? Gibt es auch Markennamen unter Hausherstellern? Und falls ja, werden mit diesen Namen dann auch bestimmte Rueckschluesse auf Qualitaet oder Preislage moeglich? Oder sind Haeuser dafuer doch zu individuell und somit wenig vergleichbar? Die meisten Hausbaufirmen werben ausschliesslich in Fachmagazinen, zielen also damit auf Kunden, die sich eh schon fuer den Hausmarkt interessieren. Das wird bei Kunden, die echte Kaufabsichten haben, vielleicht zu Interesse und einer Kontaktaufnahme fuehren. Und damit hat eine solch spezialisierte Werbung ihren Zweck wohl auch erfuellt, aber kann man damit ein Haus zu einer Marke machen?

Nun ist ein Haus ja kein Produkt, das mehrfach im Leben auf der Einkaufsliste steht. Und Haeuser kauft man auch selten spontan und mehr als einen Kunden zu einer ersten Kontaktaufnahme zu bewegen wird eine Werbeanzeige vielleicht nicht schaffen. Nur wenige Firmen dieser Branche haben es ueber die Jahre geschafft, sich ein Image zuzulegen, die meisten Namen bleiben den meisten Nicht-Bauinteressenten wohl doch eher fuer immer unbekannt.

Das ist vielleicht erstmal kein Problem, ausser fuer Journalisten, die in Nicht-Baufachzeitschriften ueber eine diese Firmen schreiben muessen und dabei nicht davon ausgehen koennen, dass die Firmennamen den werten Lesern schon irgendwie bekannt vorkommen. Wie also ueber solche Firmen schreiben, ohne den eventuell nicht bauinteressierten Leser zuerst mit einer langwierigen Beschreibungen der jeweiligen Produkte oder der Markstellung zu langweilen. Die Loesung fuer dieses Dilemma machen sich die meisten dann ganz einfach. Man macht sich zum Beispiel zunutze, dass sich bereits vorher die Autofirmen mit viel Aufwand um ein Image bemueht haben, und borgt sich dieses Image einfach.
Ich kann nun nicht fuer jede Hausfirma ein Pendant aus der Automobilbranche wiedergeben, wir lesen ja nicht jeden Artikel ueber alle moeglichen Haushersteller. Aber alleine in den letzten drei Wochen habe ich Beitraege gefunden, die folgende Vergleiche heranzogen:
  • Weberhaus – der Mercedes unter den Fertighausherstellern
  • DaVinci Haus – ein Klassiker wie der Porsche 911 (in „Der Bauherr“)
  • Und nicht zu vergessen Huf Haus, die gehen meistens fuer nicht als weniger als der Bentley oder gar Rolls Royce unter den Hausbaufirmen weg – unter anderem im „Daily Telegraph“ – aber die kennen vielleicht auch nur englische Automarken
Was wollen uns die Journalisten damit nun sagen? Bestimmt nicht, dass
  • Weber Haeuser im letzten Jahrzehnt mit einigen Qualitaetsproblemen zu kaempfen hatten und dabei bevorzugt von Taxifahrern gekauft werden
  • DaVinci Haeuser sich seit 50 Jahren kaum im Design geaendert haben (was bei einer Firma, die erst seit Ende der Achtziger Jahre Haeuser im Fachwerstil baut, ein toller Trick waere), viel verbrauchen und nur fuer kinderlose Paare oder Singles geeignet sind
  • Huf Haus Kunden gar nicht selbst im Haus wohnen, sondern dafuer meistens Bedienstete haben, die das fahren, stop, das wohnen fuer einen uebernehmen. Der Hufhausbesitzer versteckt sich lieber im Hinterhaus hinter verdunkelten Fenstern
OK, vielleicht kann man nicht jede Nuance des Images einer Automarke auf ein Haus uebertragen. Aber das wollen die lieben Journalisten ja auch gar nicht, erreichen wollen sie wohl nur, dass man mittels eines solchen Vergleiches ungefaehr einschaetzen kann, wie sich die verschiedenen Haeuser am Markt positionieren wollen. Folgt man dem, ist ein Weberhaus in der gehobenen Preisklasse und schon etwas fuer Besserverdienende und DaVinci oder Huf bliebe fuer die meisten nur ein unerreichbarer Traum. Wollen die Hausfirmen wirklich dieses Image haben?

Ich glaube nicht, dass der Vergleich mit Automarken ausschliesslich in die Richtung der Kaufkraft der angesprochenen Kaeuferschicht zielt. Das wird zwar auch eine Rolle spielen, aber zusaetzlich vermute ich, dass mittels solcher Vergleiche auch gewisse Ansprueche hinsichtlich der Qualitaet auf das Haus uebertragen werden sollen. Die gleichen Ansprueche, die auch ein Kunde dieser Automarken haben wuerde. Als potentieller Weberhaus Kunde, der jetzt weiss, dass sein Haus der Mercedes unter den Fertighausherstellern ist, sollte man also ein ueberdurschnittliches Mass an Qualitaet erwarten koennen. Und wenn dann ein potentieller Huf Haus Kunde sogar so wohlklingende Namen wie Bentley oder Rolls Royce liest, dann steigen seine Erwartungen gleich ganz ins Unermessliche. Oder gibt es Automarken, die einen besseren Ruf hinsichtlich Qualitaet haben? 

Nun kann ich ueber die Qualitaet von Weber oder DaVinci Haeusern nicht sher viel schreiben, interessiere ich mich ja nun aus bekannten Gruenden eher fuer Huf Haeuser. Ist ein Huf Haus nun der Rolls Royce unter den Systemhausherstellern? In jedem bisherigen Huf Haus Blog, in zahllosen Forumsbeitraegen, Testberichten und natuerlich auch in der beruehmten Episode in der englischen „Grand Designs“ Serie, ueberall wurde die ausserordentliche Qualitaet der Huf Haeuser bejubelt und umschwaermt. Sollten also Huf Haeuser keine Fehler haben? Stimmt der Vergleich mit Rolls Royce und Huf Haus borgt sich dieses Image zu Recht?

Gehen wir nochmal zu den Automarken zurueck. Wie wuerde zum Beispiel ein Rolls Royce Kunde reagieren, der, nachdem er im Auto fuer ein paar Monate gefahren wurde (wie schon gesagt, der faehrt ja nicht selber) auf einmal feststellt, dass, sagen wir mal, die elektrische Sitzmassage nicht richtig funktioniert. Das ist zwar kein zum Fahren wirklich notwendiges Detail, aber man hat das Auto ja auch nicht nur zum Fahren erworben sondern wollte moeglichst viel Luxus mitgeliefert bekommen. Und nun funktioniert das gute Stueck nicht mehr. Wuerde so ein Rolls Royce Kunde sich in ein Forum begeben und sich ueber die Qualitaet der britischen BMW Tochter beschweren. Und sich damit dem Gespoett und der Haeme anderer Forumsbetreiber aussetzen, die jetzt mal einem Menschen, der offensichtlich zuviel Geld hat, mal so richtig einen reinwuergen koennen? Unwahrscheinlich, oder?

Wohl wissend, dass ich mir nie einen Rolls Royce kaufen werde, so weiss ich doch, wie ich reagieren wuerde. Fragt also jemand, wie denn mein neues Auto so ist, ich wuerde jeglichen Makel unterschlagen und erzaehlen, dass dieses Auto aufgrund der herausragenden Verarbeitungsqualitaet wirklich jeden Pfennig wert ist, schliesslich reden wir hier ueber einen Rolls Royce, und da darf es einfach keine Maengel geben, das ist unmoeglich, dafuer war er einfach zu teuer. Ich wuerde ganz sicher nicht zugeben, dass auch ein Rolls Royce am Ende auch nur ein Auto ist, in unzaehligen manuellen Arbeitsschritten in den britischen Midlands erzeugt, einer Gegend, die auch fuer andere hochqualitative Produkte, wie zum Beispiel Rover oder Austin bekannt geworden ist. Und unterschlagen wuerde ich auch, dass meine Edelkarrosse zu 95% aus Materialien oder Baugruppen besteht, die auch in viel billigeren Autos verbaut werden. OK, ich wuerde mich ueber die defekte Sitzmassage aergern, aber an meinem grundsaetzlichen Verstaendnis, dass Rolls Royce die qualitativ besten Autos der Welt baut, wuerde ich nicht ruetteln. Ich habe wohl einfach nur Pech gehabt und vertraue jetzt auf das Geschick des Kundendienstes, der ja bei einem so hochpreisigen Produkt ganz bestimmt auch erstklassig ist. Soweit, so naiv.

Ich fahre ja auch keinen Rolls Royce, sondern einen schon etwas in die Jahre gekommenen Audi. Aber mit dem hat sich im Prinzip genau die oben beschriebene Geschichte abgespielt. Dieser Audi war mein allererster Neuwagen, mein ganzer Stolz, gekauft im Vertrauen, eines der qualitativ besten Mittelklassenautos zu kaufen. Dieses Image hatte Audi fuer mich schon lange, mit grosser Wahrscheinlichkeit stammt dieses Image aus meiner Zeit als KfZ Mechaniker Azubi in einer VW/Audi Werkstatt. Einen Audi durfte da nicht jeder anfassen, erst recht keine Lehrlinge mit zwei linken Haenden und dreckigen Fingern. Ein Audi war etwas Besonderes, wer in dieser Werkstatt an Audis arbeiten durfte, der stand automatisch damit auf einer hoeheren Stufe der internen Mechaniker-Hierarchy. Sowas praegt, gleich nach Bestehen der Fahrpruefung musste es einfach ein Audi sein. Und folgerichtig war mein erstes Auto dann ein Trabant, denn auch Audi kommt ja urspruenglich aus Zwickau, ich war also nahe dran an der Erfuellung meiner mobilen Autotraeume.
Ein Audi mag zwar jetzt nicht jedermanns Geschmack sein und ueberzeugte BMW oder Daimler Fans nicht hinterm Ofen hervorlocken, aber mit Bezug auf die Qualitaet und wie sich dieses Auto einfach von innen so anfuehlt, da kommt keine der anderen beiden Marken ran. Davon war ich ueberzeugt.
Irgendwann war es dann endlich soweit, ein nagelneuer Audi stand vor der Tuer, die sorgen- und maengelfreie Zeit konnte also losgehen. Und in den ersten zwoelf Monaten gab es auch nur wenige Probleme, nichts, worueber man sich aufregen muesste. Es gab:
  • Einen Riss in der Frontscheibe
  • Eine defekte Tachoeinheit, besonders schoen in der Nacht, weil das ganze Teil blieb komplett dunkel, damit war es also auch egal, dass der Tacho oder der Drehzahlmesser nicht ging
  • Einen CD Wechsler, der keine CD’s mehr findet (auch Original CD’s, fuer den Fall jemand unterstellt mir hier was)
  • Leerlaufschwankungen, besonders schoen an der Ampel, wenn das Nachbarauto glaubt, man will ein Wettrennen provozieren
Ich glaube, es haben schon Leute Neuwagen mit weniger Maengeln mit dem Verdacht auf Montagsautosyndrom zurueckgegeben. Ich war auch wirklich recht frustriert, will ich ja gar nicht abstreiten. Was stimmte denn hier nicht mit den ganzen euphorischen Testberichten und meinem eigenen Selbstverstaendnis bezueglich der hochgepriesenen Audi Qualitaet?

Habe ich damals aber entnervt Leserbriefe an Autobild geschrieben? Blogs oder Foren gab es damals ja noch nicht. Nein, habe ich nicht, denn trotz der beschriebenen Probleme, die uebrigens saemtlich kostenlos und endgueltig als Garantiefaelle behoben wurden, war das immer noch mein Traumwagen. Das Auto fuehlte sich trotz allem immer noch wie ein qualitativ hochwertiges Produkt an, nichts klapperte oder knisterte, alles fuehlte sich hochwertig an, der Motor war eine reinste Freude. Das Auto machte einfach Spass. So frustrierend diese Ausfaelle auch waren, diese konnten alle behoben werden, ab dann war Ruhe. Und inzwischen ist das Auto stolze 12 Jahre alt und hat ueber 250.000 Kilometer auf dem Buckel, ohne jeglichen weiteren Mangel.

Und jetzt kommt es zur Heiligsprechung, denn vor ein paar Tagen fuhr ein Kollege bei mir mit, ein unbeirrbarer BMW Fan. Er konnte meinen Audi mit dem nur zehn Jahre alten 5-er BMW seines Vaters vergleichen, mit nur 150.000 km Laufleistung. Hier das Original Zitat „Ich kann nicht glauben, dass dieses Auto hier aelter und mehr gefahren ist, als das Auto meines Vaters. So wie der BMW im Vergleich dazu knistert, klappert und rumpelt. Und dieser hier, man koennte glauben, der sei neu. Das Design ist vielleicht nicht mehr ganz frisch, aber ansonsten haettest Du wahrscheinlich keinen Grund, dir sehr schnell ein neues Auto zuzulegen“. Inzwischen will er seinen Vater, der seine Autos offensichtlich auch lange haelt, zu einem Kauf eines Audis bewegen. Man kann es fast nicht glauben, oder?

Worauf will ich eigentlich mit diesem Beitrag hinaus? Zuerst ging es um das Thema Marken und Image, dann ein Vergleich zwischen Autos und Haeusern. Und im letzten Abschnitt ein Bericht ueber meine Erfahrungen mit Maengeln bei einem Qualitaetsprodukt. Ich will nun aber doch noch einmal auf das Thema Hausbau zurueckkommen. Huf Haus hat ja auch schon ohne den Vergleich mit Rolls Royce einen erstklassigen Ruf beim Thema Qualitaet. Nichts anderes war bisher zu lesen oder zu hoeren. Aber auch Huf Haeuser werden von Menschen gebaut, aus Materialien, die auch andere Haushersteller verwenden. Und wichtige Komponenten, wie zum Beispiel die Heizung, werden durch dafuer besser spezialisierte Firmen hergestellt und geliefert und finden sich somit auch in Haeusern der verschiedensten Hersteller. Ganz wie bei einem Auto besteht auch so ein Huf Haus aus Tausenden Bauteilen, die zwar aehnlich wie Autos im Schutze einer Werkhalle und unter Zuhilfenahme hochpraeziser Verarbeitungsvorgaenge erzeugt werden, aber eben doch erst am Ende ein Haus ergeben und dann irgendwie als gemeinsames Ganzes funktionieren muessen. Huf scheint dabei nur wenige Fehler zu machen, der gute Ruf kommt ja nicht von irgendwo her. Aber es ist unausbleiblich, dass bei einem so komplexen Produkt eben doch hin und wieder Dinge passieren, die man bei einem Haus dieser Preisklasse vielleicht nicht erwartet haette. Muss man da wirklich viele Worte darueber verlieren? Ganz sicher gibt es doch auch nagelneue Rolls Royce auf dieser Welt, an denen nach einigen Wochen schon irgendwelche Maengel abgestellt werden mussten. Wuerde ein Rolls Royce Besitzer dann gleich einen Blog eroeffnen und seinen Frust von der Seele schreiben?

Zumindest bei Huf Haus gibt es so einen Blog aber jetzt. Der erste frustrierte Huf Haus Kunde, ueber den ich lesen konnte. Was war passiert?

Ganz zum Anfang gab es wohl schon Probleme bei der Planung und mit einem recht unfreundlichen Architekten. Huf kauft die Architekten ja extern ein, das sind also keine Huf Mitarbeiter, und in dem Fall wurde der Architekt wohl auch schnell ausgetauscht. Klingt erstmal gar nicht so uebel, aber leider war das auch nur der Anfang der Problemserie. Darueber schreibt man auch noch keinen Blog.

Die richtigen Gruende fuer den Frust kommen jetzt erst, angefangen mit der Heizung. Zuerst wurde wohl eine falsche Heizungsart eingebaut, statt Erdwaerme- eine Luft-Wasser-Waermepumpe. Das klingt nun schon fast unglaublich. Nicht nur wird im Austattungsprotokoll ueber mehrere Seiten die Heizungsart beschrieben und der Kunde gebeten, jede einzelne dieser Seiten mit den Vereinbarungen gegenzuzeichen, auch in der Zeichnung des Keller-Technikraumes haette man sehen muessen, dass eine Luftwaermepumpe recht grosse Be- und Entlueftungsschaechte benoetigt. Wenn an beiden Stellen aber wirklich eine Erdwaermepumpe vermerkt war und dann trotzdem die falsche Heizung geliefert wurde, dann ist mir echt schleierhaft, wie so etwas passiert. Wobei, mir ist auch aus dem Blog von Ric Capucho ein Bericht bekannt, in dem er beschreibt, dass er die falschen Dachziegel geliefert bekam. Er hat das aber recht locker gesehen, der Fehler fiel schnell auf und wurde ohne Murren behoben, nicht einmal ansatzweise wurde der Versuch unternommen, ihn doch noch auf die neue Dachfarbe umzustimmen um die Extratour ins Lager zu umgehen.  

Inzwischen hat auch unsere Blogschreiberin die korrekte Heizung bekommen, ich hoffe mal, das lief aehnlich problemlos ab, aber immer noch ist die Bauherrin nicht zufrieden. Die jetzt eingebaute Erdwaermepumpenanlage ist wohl nur in der Lage entweder das Wasser oder die Raeume warm zu bekommen, aber wohl nicht beides gleichzeitig. Und dazu kommt, dass sie dabei weit mehr verbraucht, als versprochen oder sogar gesetzlich erlaubt. Angegeben wurde ein Jahresstromverbrauch von 9.000 kWh fuer die Heizung alleine! Rechnet man das mal kurz nach, mit einer angenommenen Jahresarbeitszahl der Waermepumpe von 3,5 (fuer eine Erdwaermepumpe kein besonders hoch gegriffener Wert) und bei 200qm Wohnflaeche komme ich auf ueber 150kWh/(qm*a). Das sind 50% mehr als laut EnEV fuer Neubauten erlaubt! Und sogar mehr als doppelt so viel, als ein KfW70 Haus eigentlich verbrauchen darf. Wir nehmen ja mal an, dass es sich bei dem genannten Haus um eines der neuen Huf Generation „Green(R)evolution“  und somit ume ein KfW70 Haus handelt. Wie ist denn sowas moeglich?
Andere Gruende fuer den Frust sind
  • eine Dunstabzugshaube, die sich mehrfach taeglich vom Stromkreis trennt und dadurch die Digitaluhr auf Null zurueckstellt
  • die kontrollierte Be- und Entlueftung, in diesem Fall besonders komplex ist, weil mit Raumluftbefeuchtung versehen, die innerhalb weniger Stunden ein schoenes Gewaechshausklima im Haus erzeugt
  • einer der Jalousiemotoren ist kaputt, somit bleibt eine der Jalousien immer unten (besser waere wohl gewesen, der Motor haette den Geist aufgegeben, als die Jalousie gerade oben war?)
  • schlecht schliessende Balkon- und andere Tueren
  • ein 15 cm Riss in einem Balken
Ich will jetzt hier nicht den gesamten Inhalt dieses etwas anderen Blogs wiedergeben. Wer Lust hat, der kann das alles viel ausfuehrlicher lesen unter diesem Link hier http://hufhausmaengel.blogspot.co.uk/

Reichen die oben aufgefuehrten Punkte jetzt schon aus, die Qualitaet bei Huf grundsaetzlich anzuzweifeln? Fuehlt sich das Haus dadurch jetzt etwa billig an oder ist es eventuell sogar in der Konstruktion gefaehrdet? Gibt es in der Liste irgendwelche Maengel, die sich gar nicht oder nur mit einem unverhaeltnissmaessig grossen Aufwand reparieren lassen?
Ich habe den Blogbeitrag, wen wundert es, jetzt schon mehrfach gelesen, die meisten der Maengel koennte man in einer der zwei unten aufgefuehrten Kategorien einsortieren:
  • Maengel, die mit Komponenten der Ausstattung (Heizung, Lueftung, Jalousien, Dunstabzugshaube) zusammenhaengen, also mit der Konstruktion des Hauses nichts zu tun haben
  • Maengel wie schlecht schliessende Tueren, Risse im Fenstersilikon, Fliegengitter – die sich eigentlich leicht und ohne grossen Kosten abstellen lassen sollten
Noch Gruende zur Sorge? Eigentlich nicht, oder? Kann man also schon Entwarnung geben und die frustrierten Aeusserungen der Bloggerkollegen schon wegsortieren?
Vielleicht noch nicht ganz. Denn dieser Blog hat eines ganz sicher gezeigt, auch ein Rolls Royce kann aufgrund einer Haeufung an Maengeln ein ganz schoen frustrierendes Auto werden. So frustrierend, dass man mit dieser Nachricht sogar an die Oeffentlichkeit will.
Wer kennt eigentlich noch die alte Marketingweisheit, dass von zehn zufriedenen Kunden vielleicht nur ein Einziger jemanden anderen von seinen guten Erfahrungen berichtet, dass aber ein unzufriedener Kunde alleine mindestens zehn weiteren Personen von seinem Pech erzaehlen wird. Und im Internetzeitalter werden aus zehn Personen ganz schnell Tausende.

Nun ist das Verhaeltnis zwischen zufriedenen und enttaeuschten Huf-Kunden ja immer noch eindeutig auf der Seite derer, die so ein Haus sofort und bedenkenlos weiterempfehlen wuerden. Wuerde Huf aber seine Haeuser bei ebay verkaufen, dann waere die 100% bei den positiven Bewertungen jetzt futsch. Das ist zwar schade, aber auch nicht das Ende der Welt. Vielleicht ist damit auch nur ein Stueck Realitaet in unsere persoenliche Huf Geschichte zurueckgekehrt. Waren ja gerade die vielgepriesene und besungene Qualitaet und das Vertrauen, dass man mit Huf ohne Sorgen ein Haus auch dann bauen kann, wenn man sich in den meisten Wochen waehrend der Bauzeit in ueber 1.000 km Entfernung befindet, die Punkte, die wohl am ausschlaggebendsten fuer unsere Kaufentscheidung waren.

An meiner Ueberzeugung, dass wir uns richtig entschieden haben, hat der Blog-Beitrag jedenfalls nicht geruettelt. Aber vielleicht ist man ja jetzt etwas sensibilisiert worden, und dafuer danke ich der Blog-Kollegin. Wir wissen noch nicht, wie es bei unserem Hausbau am Ende laufen wird, und ich habe grosse Hoffnungen, dass sich auch bei dem beschriebenen Haus die Maengel irgendwann alle abstellen lassen und die Bauherrin nebst Familie endlich zu dem Wohnerlebnis kommt, welches man in einem Huf Haus erwarten wuerde. Schliesslich baut ja keiner ein Huf Haus, weil er mal eben irgendwo bauen und leben moechte. So ein Haus ist mit Emotionen verbunden. Und es ist die Natur von Emotionen, dass sie leicht zwischen den Extremen schwanken. Aus tiefstem Frust kann schnell wieder Begeisterung werden. 

Der Vergleich von Haeusern mit Autos hinkt natuerlich und vereinfacht doch recht stark. Aber trotzdem hat mich die Geschichte der Bauherrin an meine erste Erfahrung mit einem Neuwagen erinnert. Gekauft aufgrund der Begeisterung fuer die Marke und dem fast blinden Vertrauen in die Qualitaet des Produktes, frustriert aufgrund der hohen Anzahl an Maengeln, die zwar jeder fuer sich durchaus als Lappalie haetten durchgehen koennen, das Vertrauen wiedergewonne, weil sich die Maengel irgendwann abstellen liessen und keine neuen Maengel dazukamen. Und jetzt nach zwoelf Jahren ohne groessere Probleme ein ueberzeugter Kunde, der sich nicht vorstellen kann, jemals eine andere Marke zu fahren. Ich druecke die Daumen, dass sich das am Ende auch bei dem Haus unserer Bloggerin so entwickeln wird.

Sonntag, 3. Juni 2012

Diamanten Jubiläum

Heute war mal wieder einer der Tage, an denen man mit grossen Plaenen aufgestanden ist und am Ende doch den ganzen Tag vor dem Fernseher verbracht hat.

Der grosse Plan bestand eigentlich darin, frueh aufzustehen und mit dem Auto in die Stadt zu fahren. Dort im kostenlosen (nur Sonntags) Parkhaus parken und mit dem Zug nach London, um dort wenigstens einen Teil der grossen Queen Jubiläums-Bootshow zu sehen.

Bisher haben wir von dem Jubiläum noch nicht so viel mitgekommen. Entgegen der allgemeinen Nachrichtenlage haengen in unserer Strasse kaum "Union Jacks" an den Haeusern. Auch in den Geschaeften kamen die Blau-Rote-Weissen Farben auch nur sehr sporadisch vor und "Street Parties" gab es in unserer langweiligen Strasse auch bisher keine. Man sieht zwar vereinzelt Jugendliche und Kinder in rot-weissen T-Shirts mit der Aufschrift "Come on England", aber das hat wohl eher mit der bevorstehenden Fussball-Europameisterschaft zu tun.

Um also das Jubiläum nicht ganz zu verpassen, wollten wir heute frueh eigentlich nach London fahren. Denn schliesslich koennte das hier ja schon das letzte Jahr fuer uns hier im Koenigreich sein, und da wollten wir doch wenigstens einmal die Queen sehen. Schon vor sieben Jahren, kurz nach unserem Umzug, hatten wir uns aus genau diesem Grund einmal auf den Weg nach Windsor gemacht, die Hochzeit von Charles und Camilla stand an. Beste Gelegenheit zum "Royals Gucken".
Aus rechtlichen Gruenden musste die Hochzeit ja in einem oeffentlichen Rathaus stattfinden, ganz entgegen der eigentlichen Idee von Prinz Charles, das das gerne hinter den verschlossenen Mauern des Windsor Castle stattfinden lassen wollte. Der rechtliche Grund bestand darin, dass in England jede Hochzeit in einem offiziellen dafuer vorgesehenen Gebaeude oder Raum stattfinden muss, man waere zwar bereit gewesen, fuer diese koenigliche Hochzeit einen Raum im Schloss Windsor als offiziellen Raum zu deklarieren, aber das haette bedeutet, dass danach auch jeder andere englischen Plebs das Recht gehabt haette, in diesem Raum zu heiraten. Wahrscheinlich hat der Gedanke, in Zukunft jede Menge Proletariats-Hochzeiten im Schloss zu haben, den Prinz dann doch in das normale Rathaus getrieben, also unsere Chance, davon etwas zu sehen.

OK, wir waren zwar da, und konnten auch jede Menge koenigliche und sonstige bekannte Gesichter sehen, das waren aber alles Doppelgaenger. Immerhin waren wir nah genug dran, die lange Reihe der wartenden Hochzeitsgaeste zu sehen, die geduldig auf Einlass in das Schloss warteten. Haetten wir gewusst, wer da alles auf der Gaesteliste stand, wir haetten doch mal etwas genauer hingeschaut. So haben wir neben den Royals eben auch Elton John und David Beckham verpasst.
Immerhin konnten wir von dem Event eine Erinnerungstasse mitnehmen. Das klingt jetzt vielleicht komisch und altmodisch, ich fand die Idee aber gut, dass sich auf dieser Tasse das falsche Hochzeitsdatum befindet. Denn die Hochzeit musste kurzfristig um einen Tag verschoben werden, das ungeplante Ableben des Papstes hatte den eigentlichen Termin unmoeglich werden lassen. Und so habe ich jetzt eine Tasse, die in ein paar Jahren mal Millionen in ebay bringen wird. Ich nehme ja mal, dass die anderen Sammler die anderen x-Millionen Tassen, die allesamt das falsche Datum bekommen haben, zu meinem Gunsten irgendwann einmal fallen lassen werden.

Genau ein Jahr spaeter haetten wir wieder eine gute Gelegenheit zum Queen Gucken gehabt. Im April 2006 wanderte sie mehrere Stunden durch die Haupstrassen von Windsor und liess sich vom Volk zum achtzigsten Geburtstag gratulieren. Aber auch das haben wir verpasst, ist ja auch gemein, denn das wurde gar nicht offiziell angekuendigt. Wie soll man das dann auch wissen?

Da wohnen wir nun schon fast genau neben dem Lieblingsschloss der Queen und haben es in ueber sieben Jahren trotzdem nicht geschafft, sie wenigstens einmal zu Gesicht zu bekommen. Mehrfach waren wir als Tourist sogar zu einem Zeitpunkt im Schloss, an dem sie anwesend war, gut erkennbar durch die koenigliche Standarte auf dem Dach. Aber ausser dass man dan weniger Eintritt zahlt, weil man eh nicht in die Raeume sondern nur durch den Hof schlendern darf , hat so eine koenigliche Anwesenheit keine Vorteile. Gezeigt hat sie sich bei so einer Gelegenheit noch nie. Wahrscheinlich war sie aber eh schlecht gelaunt, weil aufgrund der unguenstigen Windrichtung wieder einmal die dicken Jumbos in 200m Hoehe ueber das Schloss hinwegdonnerten um im nahe gelegenen Heathrow zu landen. Und da es sich bei dem Flughafen um einen recht betriebsamen handelt, war da einiges los in der Luft. Dieser Laerm hat mal einen amerikanischen Touristen zu der Frage hingerissen, warum die das Schloss so nahe an den Flughafen gebaut haben. Kein Witz, das habe ich mir nicht ausgedacht, mir hat ein englischer Touristenfuehrer unter Eid geschworen, dass diese Geschichte stimmt.

Aber heute sollte es soweit sein, wir wuerden nach London fahren und uns einen gemuetlichen schattigen Platz an der Themse suchen und von dort dann die wohl tausend Boote an uns vorbeischippern sehen. Und auf einem dieser Boote, wahrscheinlich dem groessten und schoensten, wird dann eine kleine aeltere Dame stehen, das wird sie dann wohl sein. Rechts und links von Ihr ein paar stattliche Gestalten in Admiralsuniform mit ganz viel Lametta, das sind die drei Generationen Prinzenrolle. Dazu noch ein paar feine Damen unter riesigen Hueten, von denen aber nur Kate ein echter Hingucker ist. Es sei denn, die lassen auch ihre Schwester mit aufs Koenigsboot, auch die ist, wenn man mal original englischen Jugendjargon einfliessen lassen darf, recht fit. 

Leider wurde wieder nichts daraus. Denn zwei Sachen hielten uns dann doch von der abenteuerlichen Reise nach London ab. Da waere zum einen der Gegensatz zwischen geschaetzten zwei Millionen Leuten mit festen Reiseabsichten und der darauf bestens vorbereitete englische Nahverkehr. Wenn sogar der Rundfunk bereits 9 Uhr morgens meldet, dass man eventuelle Absichten einer Fahrt nach London lieber sein lassen sollte, weil die Zuege jetzt schon Passagiere auf den Bahnsteigen stehen lassen, dann muss da doch was falsch laufen. Unser Wohnort liegt an der wichtigen West-Ost-Bahnverbindung. Zuege kommen hier auf dem Weg nach London entlang des M4 Korridors an einigen groesseren Staedten vorbei, man kann sich dann wohl ausmalen, wieviel Platz in der letzten groesseren Stadt vor Endstation in London Paddington dann noch gewesen waere. Das Konzept von Sonderzuegen, wie es in Deutschland einmal fuer jede Loveparade ueblich war, kennt man hier nicht, ein koenigliches 60 jaehriges Kronjubiläum scheint noch nicht genug Anlass fuer so einen Aufwand zu sein. Und an so einem Tag mit dem Auto nach London, so bloed muesste man erstmal sein.

Der andere Grund, und das war dann letztendlich ausschlaggebend fuer unsere Entscheidung Pro-Sofa, war der Wetterbericht. Jeder hat ja von London schon seine vorgefertigte Meinung ueber das zu erwartende Wetter. Und bisher haette ich dieser Meinung immer widersprochen, denn ich kann durchaus behaupten, dass auch wir hier ab und zu den blauen Himmel sehen. Im Jahresmittel regnet es in London weniger als in Mailand, das erzaehle ich jedem, der mir seine ungefragte Meinung ueber das Wetter an unserem derzeitigen Wohnort mitteilt. Nicht, dass ich diese These je nachgeprueft haette, das habe ich wohl irgendwo mal aufgeschnappt und seitdem gehoert sie zu meinen unbewiesenen Weisheiten. Aber sicher ist eines, es war hier in England, also wir uns im Sommer 2006 eine portable Klimaanlage gekauft haben. Nur mit dieser konnten wir die Temperaturen damals in einem einigermassen ertraeglichen Bereich halten, wenn auch nur im unteren Wohnbereich. Noch nie habe ich in einer unserer bisherigen Wohnungen eine Klimaanlage vermisst. Das koennte aber auch an der besonders hochwertigen englischen Bauweise unseres Hauses liegen.

Heute jedenfalls haetten wir keine Klimaanlage gebraucht, sondern einen moeglichst grossen und stabilen Regenschirm. Heute stimmte jedes Vorurteil ueber englisches Wetter bis ins Detail. Es stuermte und goss dabei aus Kannen, es war die reinste Freude fuer einen Tag Anfang Juni. Zuerst hatten wir uns wegen unseres Zuhausebleibens noch geaergert, nachdem wir das Drama aber im Fernsehen miterleben konnten, war uns klar, dass wir eine gute Entscheidung getroffen hatten.


Taten uns die Leute leid. Manche hatten seit morgens 7 Uhr in der Naehe der Themse gehockt, und dabei hatte der Regen schon gestern abend angefangen und seitdem eigentlich nicht aufgehoert. Auf das koenigliche Schiff wurde eiligst ein Regenschutz montiert, viele der fast eintausend Boote waren aber komplett offen und dem Unwetter somit voll ausgesetzt. Die Gaeste auf den Aussichtsplattformen der Dampfer haetten sich die schicke Sonntagskleidung auch sparen koennen.

Am Ende der Parade sang trotzdem noch ein Chor unter Beihilfe des London Philharmonic Orchestra Klassiker wie "Oh Britannia" und "God Save The Queen" - unter einem Regenprassel, auf den unsere Regendusche stolz gewesen waere. Patschnass waren die, die schwarzen Anzuege bzw. Kleider klebten den Saengern schwer am Koerper. Das Makeup lief den Damen foermlich aus den Augen und die vorher sicherlich top gestylten Haare, man singt schliesslich fuer die Queen nicht jeden Tag, alles ruiniert.


Die Gruppe gab aber ihr Bestes und die haben trotz widrigster Umstaende wirklich schoen gesungen. Gefragt habe ich mich nur, wieviel davon bei der Queen angekommen ist. Was hoert man schon unter einem Plexiglasdach bei stroemenden Regen?


Am Ende der Show fand noch ein kurzes Feuerwerk statt, abgeschossen von der Tower Bridge, das verschwand aber sofort in den tiefhaengenden Wolken und legte sich kurz daraud als Dampfglocke ueber das koenigliche Schiff. Nicht, dass man ohne diese Dampfhaube sehr viel mehr gesehen haette. Da fiel das wetterbedingte Wegbleiben der Royal Air Force Flugstaffel wenigstens nicht so auf.


 
Und da ging sie nun dahin, eine unserer letzten Chancen, noch vor dem Wegzug aus England die Queen zu sehen. Um jetzt ueberhaupt noch eine Chance zu haben, muessen wir wohl anfangen, uns fuer Pferderennen zu interessieren. Mein Schwager hatte da mehr Glueck, schon nach drei Monaten in Cambridge konnte er immerhin Prinz Charles einmal die Hand schuetteln. Die Welt ist ungerecht.

Mit unserem Hausbau hatte dieser Blogbeitrag nun nicht so viel zu tun, aber wie schonmal erwaehnt, ist das hier ja auch kein reines Bautagebuch. Ich will also gar nicht erst versuchen, irgendwelche Parallelen zu Huf-Haus oder der Oberlausitz herzustellen. Ich koennte zwar berichten, dass auch die Firma Huf dieses Jahr ein Jubiläum feiert, sogar 100 Jahre, aber das ist den Huf Haus Fans wahrscheinlich eh schon bekannt. Und regnen kann es in der Oberlausitz auch ordentlich, spaetestens seit meiner Motorradtour mit angehaengter Grundstuecksuche kann ich das voll unterschreiben.