Donnerstag, 15. November 2012

Investitionsruinen

vor nicht allzu langer Zeit habe ich hier im Blog mal ueber meinen liebsten schottischen Whisky berichtet. Dieser stammt aus dem kleinen Staedtchen Oban an der Westkueste Schottlands, ungefaehr 1 Stunde Fahrzeit von Glasgow. Im damaligen Beitrag ging es um bestimmte Anlaesse, an denen ich meine zugegeben doch sehr teure Whiskyflasche hervorhole und mir ein Glas genehmige.

Wie man auch unter Schottischer Whisky noch einmal nachlesen kann, war der bisher letzte Anlass fuer ein Glaeschen das gleichzeitige Eintreffen der Baugenehmigung und des deutschen Arbeitsvertrages. Man teilt sich so ein edles Getraenk eben ein und weil es sehr schwer sein wird, wieder an eine solche Flasche heranzukommen, sucht man sich die Anlaesse ganz besonders sorgfaeltig aus. Man bedenke schliesslich, dass diese Sorte Whisky nur im Shop der Destillerie verkauft wird. Ich muesste also wirklich wieder nach Schottland fahren, sobald der letzte Schluck entweder verdunstet ist oder getrunken wurde.

Aber noch ist ja genug drin in der Flasche. Und das ist auch gut so, denn der naechste Anlass war ja beim damaligen Whiskygenuss schon in Sicht. War doch mit dem Eintreffen des Arbeitsvertrages die Finanzierungsbestaetigung einer Bank nicht mehr weit entfernt. So dachte ich.

Der letzte Schluck aus der Flasche liegt nun aber leider doch schon fast drei Monate zurueck. Diese Bank-Bestaetigung will und will einfach nicht kommen. Auch die Bank, fuer die ich mal wieder eine dieser unvermeidbaren Kurzreisen auf mich nehmen musste, konnte sich nicht zu einer Bestaetigung durchringen, die ohne schwierigen Bedingungen auskommen konnte. Im Prinzip geht es um die alte Geschichte, auch ein edles Huf Haus wird im Postleitzahlenbereich 027 so schlecht bewertet, dass es als Sicherheit fuer einen Kredit nicht ausreicht. Jedenfalls nicht bei meiner Eigenkapitalquote. Und dabei hatte diese Bank den Kreditrahmen schon so weit nach unten gesetzt, dass mir die Gedanken an die entstandene Finanzierungsluecke durchaus ein paar schlaflose Naechte bereiteten.

Aber irgendwie hatten wir diese Luecke schliessen koennen, sonst waere es vor zwei Wochen ja nicht zum Kreditantrag gekommen. Was fehlt also noch zum Glueck? Ach ja, eine weitere Sicherheit im sehr hohen fuenfstelligen Bereich soll gestellt werden. Nur woher die jetzt nehmen? Spar- und Barguthaben sind weitestgehend im Eigenkapital verplant, verpfaendbares Immobilieneigentum gibt es in der engeren Familie nicht. Irgendeine andere Idee? Lotto spielen? Machen wir doch schon. Ein reicher Goenner vielleicht?

Was also machen? Stecken wir den Kopf jetzt in den Sand und geben auf? Soweit ist es natuerlich noch nicht. Wer den letzten Beitrag "Verpassen" gelesen hat, der weiss, dass wir inzwischen was ganz anderes in den Sand gesteckt haben. Naemlich diesen Bagger hier.


Man erkennt sogar meinen Herrn Bauleiter rechts, der trinkt wohl gerade etwas

Wie geht das denn, werden sich vielleicht einige fragen. Wie kann man denn den Tiefbau anfangen, ohne dass die Finanzierung des Hauses vollstaendig geklaert ist? Nun die Antwort auf diese Frage ist ganz einfach.

Weil man eben ohne Tiefbau keinen Keller bauen kann! Dumme Frage, also wirklich.

Habe ich damit den Sinn der Frage richtig verstanden? Wohl eher nicht, das war ja auch nur ein Scherz. Aber es stimmt wirklich. Nur noch eine Woche und dann kommen auf meinem Gelaende ein paar kleine gruene Maennchen an, ich meine natuerlich gruene Autos. Und aus denen steigen dann wohl zwei oder drei Huf Monteure aus und bereiten die Bodenplatte vor. Kurz danach kommt der Beton, dann der Keller und das Beste daran, wir werden keinen Tag dieser Action verpassen. Denn wir reisen genau einen Tag vor Beginn der Arbeiten an und werden uns diesen Teil des Hausbaus nicht als kleinen weissen Punkt auf der Webcam angucken muessen. Denn bisher haben wir den Bagger so wie im Bild unten gesehen. Besser als gar nichts, grosses Kino, so eine Webcam. Es wird bestimmt nicht viele Bauherren geben, die bei ihrem Vorhaben so einen Luxus haben.
Aber zurueck zur eigentlichen Frage. Wie kann es angehen, dass mit den Tief- und Kellerarbeiten begonnen wird, ohne dass man ganz sicher weiss, ob am Ende das Geld fuer ein Haus wirklich da ist. Warum wuerde man so etwas machen?

Die Antworten sind vielschichtig. Und ich bin mir sicher, dass die folgenden Argumente fuer viele immer noch nicht ausreichend sein wuerden, sich auf so ein riskantes Spiel einzulassen.
Hier also erstmal die Argumente fuer dieses Vorgehen:
  • Der Keller wird noch komplett aus dem Eigenkapital bezahlt. Das ist aber eigentlich kein Argument, sondern eine Grundvoraussetzung. Haette schon der Keller und der Tiefbau finanziert werden muessen, dann waere hier eh nichts losgegangen
  • Im Ortsteil Waltersdorf ist ab dem spaeten November eigentlich mit Bodenfrost und Schnee zu rechnen. Da sich im Wetterbericht aber eine gewisse Warmphase abzeichnete, ergab sich noch ein kurzes Fenster fuer den Tiefbau in diesem Jahr. Und diese Chance wollten wir nutzen. Haetten wir das verpasst, dann waere hier vor Maerz wohl nichts gegangen. Dann haette es mit Sicherheit keinen Einzug im Fruehjahr 2013 gegeben und wir wuerden auf Monate in unserer nicht ganz billigen Ferienwohnung festsitzen
  • Saemtliche Vorarbeiten, wie zum Beispiel der Anschluss der Versorgungsleitungen fuer Wasser, Strom und auch die Erdwaermebohrung waren bereits in Auftrag gegeben und haetten auch kurzfristig gestoppt werden muessen 
  • Da wir bereits im November 2011 den Planungsvertrag mit Huf unterschrieben haben, gelten fuer uns noch die Preise von 2011. Diese Preisgarantie laeuft aber Anfang 2013 aus. Jede Finanzierung, die wir hier eventuell durchbekommen, haette aber schon bei dem derzeitigen Preis mehr oder weniger grosse Luecken. Wuerde der 2013 Preis nur um 3% steigen, liesse sich die dann noch groessere Luecke wohl kaum noch stemmen. Durch den nun bald erfolgenden Baubeginn sind wenigstens die vereinbarten Preise sicher. Das bringt wenigstens ein klein wenig Planungssicherheit, wenn man bei unserem Projekt davon ueberhaupt noch reden kann.
  • Es macht einem Keller relativ wenig aus, wenn er laenger als geplant ohne Haus so rumsteht. Sobald der Boden verfuellt und die Treppenoeffnung verschlossen ist, ist der Keller verwitterungssicher. Das Huf Fachwerk und die grosszuegige Verglasung, wie in den Bildern vom Beitrag Schluesselfertig oder dem Grundriss in Luecken schliessen zu sehen, kommt ja erst spaeter mit dem Haus. Wenn das dann einmal kommt.
Ueber die Risiken dieses Unterfangens brauche ich eigentlich nicht viel zu schreiben. Ich will lieber gar nicht erst darueber nachdenken, was waere, wenn wir wirklich ueberhaupt keine Finanzierung zustandebringen. Dieser Zustand wird nicht eintreten, so einfach ist das. Es wird vielleicht etwas laenger dauern, aber irgendeine Bank wird zuschlagen. Davon bin ich fest ueberzeugt, sonst haetten wir diesen Schritt auch nicht gewagt.

Dass unser Keller vielleicht doch einmal eine Investitionsruine werden koennte, diese Moeglichkeit ist aber trotzdem nicht ganz auszuschliessen. Und aus genau dem Grund habe ich diesem Beitrag ja auch genau diesen Titel gegeben. Kommen wir also noch einmal auf den anfangs besprochenen Whisky zu sprechen.

Kein Zusammenhang?       Doch!

Wie bereits erwaehnt, kommt dieser Whisky aus der kleinen schottischen Stadt Oban. Diese Stadt hat neben der Destillerie noch so einiges mehr vorzuweisen, zum Beispiel wurde von hier das erste Transatlantik-Telefon-Kabel nach Amerika verlegt. Aber ich will auf etwas anderes hinaus. Denn auf dem Bild unten, welches die Strandpromenade der Stadt zeigt, befindet sich auch eine der schoensten Investitionsruinen ueberhaupt.

Oban mit Investitionsruine
Es handelt sich hier um dem McCaig's Tower, ein Versuch, das Kolosseum von Rom nachzubauen. Fertig ist dieser Bau damals vor ueber hundert Jahren aber nicht geworden, am Ende fehlte es an Geld und Umsetzungswillen. Heute befindet sich sogar ein Bild dieses Towers auf jedem Etikett der Oban Whiskyflaschen, im Inneren wurde inzwischen ein Park angelegt, der Turm kann bestiegen werden und die Aussicht von dort ist einfach phantastisch. Vielleicht beinhaltet die finale Umsetzung nicht alle gewuenschten Details, aber hier steht er nun, Jahrzehnte nach Baubeginn. Und er ist ohne Zweifel eine Touristenattraktion und zum Wahrzeichen der Stadt geworden. Also eigentlich ist fast alles so gekommen, wie es vom Herrn McCaig einmal geplant war. Nur eben spaeter, viel spaeter.

Bitte jetzt aber keine vorschnellen Rueckschluesse ziehen. Ich habe hier nicht behauptet, dass mein unfertiger Keller einmal das neue Wahrzeichen von Waltersdorf wird. Wobei ich aber schon auf die beschreibenden Worte des Touristenfuehrers gespannt waere, der auf dem Denkmalpfad unweigerlich an dem Keller vorbei muss. In diese gefuehrte Wanderung wuerde ich mich dann ganz sicher irgendwann einmal inkognito einbuchen. Man kann sich manchmal an wirklich kleinen Dingen erfreuen.

1 Kommentar:

  1. Hallo Rene,

    entweder Du hast die größten Eier der Welt, oder dieser Eintrag ist ein Projekt von Huf Marketing, welches zögerliche Kunden als Weicheier markieren soll :).

    Im Ernst, ich bewundere deine Nervenstärke und Willenskraft und drücke die Daumen, daß Dein Projekt ein voller Erfolg wird. Tolles Blog!

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